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La Belle Noiseuse
von Lilith

Teil 1 von 4

Prolog

Ich frage Euch, wer mag die Dunkelheit?

Nicht jene sanfte, lauwarme Dunkelheit, die uns am Ende eines langen, schönen Tages umfängt und uns einlädt, sich in ihr auszuruhen. Oder die grandiose Dunkelheit einer mondlosen, sternenübersäten Nacht.

Nein, ich meine DIE Dunkelheit.

Jene bleischwere, todmüde Dunkelheit, wie sie sich nur über einen ausgelaugten, ruhelosen Körper legt. Jene schweißnasse, schreckenerfüllte Dunkelheit, die wie ein Alpdruck auf unserer Brust liegt und als entsetzliche Angst jeden Winkel unseres Körpers erreicht.

Luft. Atmen.

Oh, Gott, ich muss atmen!

Jene Dunkelheit, die uns den letzten Rest an Würde verlieren und uns aus vollem Halse schreien lässt, nach denen, die uns am Nächsten sind, nach den vertrauten Figuren unserer Kindheit, nach jemandem, der in der Lage ist uns zu hören, nach.... irgendjemandem.

Ist dort jemand?

Jene Dunkelheit, die einen wachen Geist umfängt, der in einem schlafenden Körper gefangen ist. Ein Geist, der wenigstens spüren möchte, wie sich der eigene Brustkorb bei jedem Atemzug hebt und senkt. Ein Geist, der inständig darauf hofft, dass wenigstens die Augenlider dieses gefühllosen Körpers seinem Willen gehorchen und das nervenzerfetzende Summen in den Ohren nachlässt.

Mein Gott, da IST doch jemand!

Jene Dunkelheit, die nur langsam, so unendlich langsam zulässt, wie wir die erdrückende Last dieses grauenhaften Gefühls von unserer Brust schieben. Die unseren Körper nur wiederwillig aus den Tiefen des Schlafes, in die herrliche, sanfte, beruhigende Sicherheit des Lichts, entlässt.

Noch einmal,

wer mag die Dunkelheit wirklich?




Kapitel 1

Als mein Körper wieder meinem Kommando gehorcht, öffne ich meine Augen und bemerke, dass das Licht auf dem Nachttischchen eingeschaltet ist. Ich weiß mit Bestimmtheit, dass ich es ausgeschaltet habe, als ich zu Bett gegangen bin, aber mein Unterbewusstsein kann die Dunkelheit offenbar nicht ertragen.

Nachdem mein Blick schnell durch das Zimmer gewandert ist, wird mir klar, dass niemand in einer Ecke auf mich lauert. Natürlich nicht. Ich brauche mir auch gar nicht die Mühe machen, das Haus zu durchsuchen, denn ich weiß, dass niemand da ist. Niemand außer mir.

Clarice Starling ist allein in ihrem Haus. Aber das ist nichts Neues für mich, denn ich war schon immer irgendwie allein. Das heißt, genaugenommen bin ich es erst seit dem Tod meines Vaters.

Nachdem fest steht, dass ich gerade wieder eine meiner nächtlichen Panikattacken überstanden habe, lösche ich die Lampe und lege mich schweißgebadet auf mein Kissen zurück. Ich bin im Moment einfach zu schwach um aufzustehen. Da ich weiß, dass an weiteren Schlaf in dieser Nacht ohnehin nicht zu denken ist, lasse ich meine Gedanken einfach wandern.

Ich denke um diese Tageszeit oft an ihn. Ich denke, diese Tageszeit ist ihm angemessen.

Was weiß ich, wie viele Nächte ich in den vergangenen Jahren mit Hannibal Lecter verbracht habe. Metaphorisch natürlich, aber immer wiederkehrend, mit der Sicherheit einer alljährlichen Grippewelle. Und seit dem Chesapeake, nun ja, seither sind die Nächte ohne ihn ein Ereignis mit Seltenheitswert.

Wie kommt es eigentlich, dass ich überhaupt so ein Interesse an diesem Mann habe, einem Mann doppelt so alt wie ich selber? Ist es diese Kombination aus ehrfurchtgebietender Intellektualität und animalischer Gefährlichkeit? Oder fühle ich mich einfach nur geschmeichelt, weil er mich in der Welt seines gehobenen Geschmacks überhaupt wahrgenommen hat?

Wie kommt es, dass ich - die wie kaum jemand sonst und bis ins kleinste Detail - über seine fürchterlichen Taten Bescheid weiß, immer wieder dazu neige, das Bild des kaltblütigen Mörders beiseite zu schieben und den Mann in ihm zu suchen?

Ich weiß was die Psychologen sagen: Sie hat eine offenkundige Fixierung... eine noch andauernde Beziehung zu ihrem Vater... eine Imago, die sie davon abhält, leicht sexuelle Beziehungen zu entwickeln...

Hannibal Lecter ist kaum eine Vaterfigur für mich. Nein, ich muss sogar zugeben, dass ich ihn trotz seines Alters für ziemlich gut aussehend halte, extrem intelligent und körperlich ungemein präsent. Dabei ist er eigentlich nur ein recht kleiner Mann. Er ist schockierend ehrlich und keine Unwahrheit beschmutzt seine Lippen. Aber er ist auch unerträglich arrogant, snobistisch, von sich selbst überzeugt und unhöflich. Ja, unhöflich, wenn er es mit Menschen zu tun hat, die er als nicht gleichwertig erachtet.

Manchmal frage ich mich, was gewesen wäre, wenn ich nicht dem bestialischen Serienmörder, sondern dem anerkannten und gefeierten Psychiater begegnet wäre. Wenn dieser Mann seinen unglaublichen Intellekt und seine außergewöhnliche Beobachtungsgabe in den Dienst der Gesellschaft gestellt hätte, anstatt seine kannibalistischen Gelüste damit zu befriedigen. Ich glaube, ich wäre verloren gewesen.

Ich lache leise in mich hinein, ein unanständiges Mädchen, tatsächlich. Was würden die netten Kollegen im Büro sagen, wenn sie von der Gedankenwelt des kalten Fisches wüssten? Wenn sie wüssten, wie sehr sich die coole, smarte Clarice Starling nach etwas verzehrt, das nicht sein kann und nicht sein darf.

Meine Gedanken bewegen sich im Kreis und ändern nichts an meinem Dilemma. Ganz egal, was die Klatschpresse über mich verbreitet hat, ganz egal, was meine Kollegen darüber denken, ganz egal, was er darüber denkt: ICH BIN NICHT IN IHN VERLIEBT. Ich war es auch in den ganzen vergangenen sieben Jahre nicht.

Meine Güte, welcher Mensch, der bei gesundem Verstand ist, kann ernsthaft glauben, dass man in ein Irrenhaus spaziert, sich dort von einem schlecht gelaunten Insassen herunterputzen lassen muss, mit Sperma beworfen wird und in diesem ganzen Horrorszenario auch noch den Nerv hat, sich in einen kannibalistischen Serienmörder zu verlieben? So etwas können sich wirklich nur die Klatschreporter vom Tattler ausdenken.

Gut, ich gebe zu, dass es später dazu hätte kommen können, aber es gibt da eine Stufe vor dem Verliebtsein, in der man spürt, wenn man jetzt noch einen Schritt weitergeht, dann kann man nicht mehr zurück.

Ich sehe ihn immer noch vor mir, den Hannibal Lecter von damals. Seine aufrechte Gestalt, selbst in seiner weißen Gefängniskleidung von bestechender Eleganz. Sein Gesicht, wie es mir durch die Gitterstäbe zulächelt. Seine Hand, die sich mir entgegenstreckt, um mir meine Akte zurückzugeben.

Ich habe nicht gespürt, wie sie mich von ihm weggezogen haben. In diesem Moment habe ich überhaupt nichts anderes gespürt, als diese seltsame Taubheit in meinem Zeigefinger, dort, wo er mich gerade zuvor berührt hatte. Ich glaube es war in diesem Moment, als mir bewusst wurde, wie weit ich zu gehen bereit war. Wie weit ich schon gegangen war. Aus diesem Grund habe ich für mich die Bremse gezogen und in genau diesem Stadium eingefrorener Gefühle, habe ich mich dann die letzten sieben Jahre befunden.

Ob er etwas für mich empfindet?

Irgendwie fühlt sich diese Frage für mich wie der Witz des Tages an, ausgelutscht und weggeworfen, nachdem er zu oft wiederholt worden ist.

Eine Kriegerin hat er mich genannt, eine Amazone. Ein Zeugnis für Mut und Unbestechlichkeit hat er mir ausgestellt. Hah, was weiß er denn schon von meinem wirklichen Leben? Von all den Jahren auf dem Abstellgleis. Den unerträglich langweiligen Tätigkeiten eines Tech-Agenten. Dem Gefühl, trotzdem eine Arbeit gut gemacht zu haben, etwas geleistet zu haben. Oh, was für ein herrliches Gefühl, und... wie kurzlebig. Denn kaum habe ich etwas Nennenswertes geleistet, beginnt es in den Eingeweiden des Bureaus zu rumoren und die ganzen alten, falschen und lustvoll pervertierten Gerüchte kochen wieder hoch, wie ein Topf Suppe, der zu lange auf dem Herd stehengelassen worden ist.

"Sie vögelt mit Jack Crawford... Na klar tut sie das, oder glaubst du, er hätte ihr sonst den Lecter-Job verschafft... Sie war ja schon auf der Akademie ein scharfer Zahn... Sie tut nur so, als ob sie ein kalter Fisch wäre, genau die besorgen es dir am besten... Oh Mann, sie muss bei Lecter einen echt guten Blow Job abgeliefert haben, dass er ihr alle diese Hinweise gegeben hat... Na, dann hat ihr Mundwerk ja doch noch was Gutes..."

Ich muss mich aufsetzten. Jedesmal, wenn die Erinnerung an diese chauvinistischen, sexistischen Bemerkungen in der Nacht hochkommen, schnüren sie mir die Kehle zu. Ich weine nicht, aber meine Augen brennen. Was weiß er schon von all diesem demütigenden, beleidigenden Geflüster, der Kraft, die es kostet, sich danach wieder auf eine nichtssagende, routinemäßige Arbeit zu konzentrieren und den Tag irgendwie zu überbrücken?

Clarice Starling ist keine dominante Frau. Nicht wirklich. Sie mag es nur nicht, wenn Männer, die sie als nicht gleichwertig erachtet, versuchen sie zu ficken. Und ich meine das jetzt nicht nur sexuell.

Was weiß er davon, wenn man abends in ein einsames Haus kommt, zu müde, um mit den wenigen Kollegen, zu denen man freundschaftlichen Kontakt hat, noch einen Drink zu nehmen, zu ausgelaugt, um etwas zu essen und zu frustriert, um sich mit Fernsehen oder Lesen abzulenken?

Für gewöhnlich gehe ich mich duschen und falle dann in mein Bett. Ich schlafe ein und träume. Oh, nicht von meinen Lämmern, die haben irgendwo in diesem ganzen Müll, den ich mein Leben nenne, tatsächlich aufgehört zu schreien. Sie haben keinen Raum mehr in mir. Ich finde aber trotzdem keine Ruhe in meinem Schlaf, denn die Schreie, die ich nun höre, sind meine eigenen...

Plötzlich muss ich lachen. Meine Güte, wie pathetisch das alles klingt! Es ist kein Wunder, dass die meisten Razzien um diese Tageszeit durchgeführt werden. Alles, was man während dieser nächtlichen Stunden erlebt, wiegt irgendwie schwerer... traumatischer.

Morgen, im Licht des Tages, wird mir das alles lächerlich erscheinen. Morgen werde ich aufwachen und darüber lachen können. Morgen werde ich mich wieder auf die wirklich wichtigen Dinge in meinem Leben konzentrieren.

Mein Lachen verwandelt sich in ein trockenes Schluchzen. Morgen, das ist lediglich die ewig gleiche Wiederholung von gestern. Ich weiß, ich kann so nicht weitermachen. Ich muss aus diesem Teufelskreis heraus. Und ich muss es selbst tun, denn niemand wird mir dabei helfen. Ja, ich werde mich dazu aufraffen und endlich etwas unternehmen. Aber nicht heute, heute nicht. Morgen...




Kapitel 2

Ich drehe den Wasserhahn auf, halte meine Hände darunter und spritze mir das kalte Wasser ins Gesicht. Danach lege ich meine kalten Hände eine Weile auf mein Gesicht, bevor ich es mit einem weichen Handtuch abtrockne. Erst jetzt wage ich es, mich im Spiegel anzuschauen. Ich bin keine eitle Person, aber wenn ich mich so im Spiegel betrachte, dann finde ich das Bild, das sich mir da bietet, einfach erschreckend. Diese durchwachten Nächte sind wirklich nicht gerade vorteilhaft für meinen Teint.

Gottseidank ist Wochenende, also beschließe ich, das Desaster zu ignorieren. Ich putze mir die Zähne, bürste mir das Haar und binde es zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammen. Anschließend ziehe ich mir einen leichten Morgenmantel über und beschließe, mir mein Frühstück zu machen.

Unten, in der Küche, brühe ich mir eine Tasse Kaffee. Das herrliche Aroma erfüllt den ganzen Raum und ich seufze genießerisch. Nachdem ich ein paar Bissen von der kalten Pizza vom Vorabend gegessen habe, gehe ich ins Wohnzimmer und setze mich in meinen weichen Couchsessel.

Ich habe keine Lust darauf, schon so früh fern zu sehen, also lehne ich mich einfach zurück und schließe meine Augen. Das Tageslicht hilft mir immer wieder, die Ereignisse der Nacht zu verdrängen. Aber ein Gedanke von gestern Nacht will und will mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. Ich muss aus diesem Teufelskreis heraus.

Ich nehme einen Schluck von meinem Kaffee und genieße die Wärme, die sich in meinem Bauch ausbreitet. Ich muss aus diesem Teufelskreis heraus. Leichter gesagt als getan. Es gäbe da schon eine Möglichkeit, aber die habe ich bis jetzt krampfhaft vermieden. Aber so, wie es jetzt aussieht, werde ich wohl nicht darum herumkommen.

Meine Gedanken schweifen ab, zu unserer letzten Begegnung. Nein, das war nicht der Chesapeake, obwohl das alle glauben. Was niemand weiß, was niemand wissen darf: Er hat mich danach noch einmal aufgesucht.

Auf die Ereignisse in Krendlers Haus am See folgte eine endlose Reihe demütigender, beleidigender Befragungen und ein infernalisches Hearing. Darüber hinaus musste ich auch noch das entnervende Getuschel meiner Kollegen und die Verfolgungen der Presse über mich ergehen lassen. Aber als der erste Sturm sich gelegt hatte, gerade, als ich das Gefühl hatte, endlich wieder Boden unter den Füßen zu bekommen, tauchte er wieder auf. Sein Timing ist wirklich unglaublich.

Unglaublich ist auch, dass ich immer noch beim FBI bin. Entgegen allen Mutmaßungen von Seiten der Kollegen und der Presse, sowie der Forderungen einiger einflussreicher Persönlichkeiten aus dem Umfeld von Paul Krendler und Mason Verger. Mir ist natürlich klar, dass ich das nicht meiner tadellosen Arbeit verdanke, die ich während der vergangenen sieben Jahre geleistet habe.

Das FBI konnte sich zum damaligen Zeitpunkt einfach keinen weiteren, großen Skandal mehr leisten. Und selbst ich muss zugeben, dass die ganze Affäre ein übles Licht auf alle Beteiligten wirft. Ein bestechlicher, sexuell frustrierter Mitarbeiter des Justice Department, ein vor Hass wahnsinniges, menschenfressende Schweine züchtendes Verbrechensopfer, ein kannibalistischer Serienmörder und eine FBI-Agentin, die eben diesen, aus vermutlich romantischen Gründen, entkommen lässt.

Ich wage nicht einmal, mir ansatzweise vorzustellen, was der Tattler aus dieser Geschichte gemacht hätte, wenn auch nur die halbe Wahrheit zu diesen Klatschreportern durchgedrungen wäre.

Dementsprechend viel wurde natürlich vertuscht oder bewusst verfremdet an die Presse weitergegeben. Die ganze Wahrheit kennen natürlich nur ich und Hannibal Lecter. Die dritte anwesende Person, die noch etwas darüber hätte sagen können, ist dazu nicht mehr in der Lage. Paul Krendler verstarb noch in der Küche seines Seehauses.

Ich kann nicht sagen, dass mir das leid tut. Ich meine, ich habe ihm diesen Tod nicht gewünscht und Gott weiß, dass ich alles versucht habe, wirklich alles, zu dem ich in meinem drogenvernebelten Zustand in der Lage war, um das Leben dieses sexistischen Schweins zu retten. Aber er hat mir das Leben im Bureau jahrelang zur Hölle gemacht und deshalb spare ich mir mein Mitleid für diejenigen auf, die es wirklich verdienen.

Ungeschoren bin ich allerdings auch nicht davongekommen. Ich hatte fast schon mit der Putzkolonne gerechnet, aber so ist es wenigstens ein Schreibtisch in einem der verlassensten Winkel des Bureaus geworden. An eine Karriere ist natürlich nicht mehr zu denken, denn vom kleinsten County bis zum Justice Department, bin ich momentan die Nummer eins auf der Liste der unerwünschten Personen.

Aber ich kann es mir jetzt noch nicht leisten zu gehen, noch nicht. Erst muss ich mein Leben wieder in den Griff bekommen. Nein, das ist so nicht richtig. Ich muss es überhaupt erst einmal wieder zurückbekommen.

Ich trinke einen weiteren Schluck von meinem Kaffee. Wo war ich in Gedanken abgeschweift? Ach ja, Dr. Lecters letzter Besuch. Ich würde es ja für einen schlechten Traum gehalten haben, wenn ich nicht eindeutige Beweise dafür hätte, dass dieser nächtliche Besuch wirklich stattgefunden hat.

Ich weiß noch genau, wie ich in dieser Nacht durch ein feines, klirrendes Geräusch geweckt wurde und hoch schreckte. Meine Sinne sind - bedingt durch meine Arbeit - darauf trainiert, das leiseste Geräusch wahrzunehmen. Ich wusste auch sofort, dass sich noch jemand in meinem Schlafzimmer befand.

Da ich nur äußerst selten jemanden zu mir nach Hause einlade, noch seltener in mein Schlafzimmer, hatte ich sofort eine bestimmte Ahnung, um wen es sich bei diesem Eindringling handeln könnte. Nur eine Person konnte den Nerv - und die Unverschämtheit - haben, mich um diese Tageszeit aufzusuchen.

Entschlossen nahm ich allen Mut zusammen und richtete mich auf, als ich das klirrende Geräusch erneut vernahm. Gleichzeitig bemerkte ich, dass irgendetwas mein Handgelenk festhielt. Irritiert blickte ich nach unten und sah die Handschellen, mit denen mein linkes Handgelenk am Bettpfosten festgebunden war. Der Zorn, der sich in mir breit machte, gab mir genug Rückhalt, und ich sagte in die Dunkelheit: "Hallo, Dr. Lecter."

Ich bekam ein leises Lachen zur Antwort. Dann hörte ich das Rascheln von Kleidung, als er sich aufrichtete und antwortete: "Hallo, Agent Starling."

Die Stimme kam von links, und ich vermutete, dass er sich auf den Sessel neben meinem Kleiderschrank gesetzt hatte. Der Raum war zwar nicht vollkommen dunkel, aber er saß mit dem Rücken zum Fenster und ich konnte nur seine schwarze Silhouette ausmachen. Ich wollte gerade das Licht andrehen, als er sehr kalt und bestimmt zu mir sagte:

"Ah, ah, ah. Agent Starling. Ich würde Ihnen wirklich dringend davon abraten, jetzt das Licht anzumachen. Wir wollen doch beide vermeiden, dass ich in die Verlegenheit komme, den einzigen Augenzeugen meines derzeitigen Erscheinungsbildes beseitigen zu müssen."

Den kalten Schauder, der mich bei diesen Worten durchzuckte, kann ich immer noch spüren. Ich ließ sofort die Hand fallen. Zwar vertraute ich immer noch darauf, dass die Welt mit mir interessanter war, aber so ganz sicher war ich mir da nicht mehr, seitdem ich ihn so kalt zurückgewiesen hatte. Lieber nichts riskieren.

"Nun, Clarice 'immer-noch-Agentin' Starling. Sagen Sie mir bitte, wie hat Ihnen die Behandlung gefallen, die Ihnen ihr hochgeschätztes FBI hat angedeihen lassen? Haben Sie die Berichte über uns und unser kleines Tête-à-tête in der Klatschpresse gelesen? Sehr unterhaltsam, nicht wahr? Erzählen Sie mir, wie geht es jemandem, den man erst als Killermaschine des FBI bezeichnet und dann genüsslich als meine Hure verunglimpft? Wie gefällt Ihnen der kleine unbedeutende Schreibtischposten, den man Ihnen gnadenhalber überlassen hat? Clarice, sagen Sie mir wahrheitsgemäß, wie geht es Ihnen, jetzt, nach dieser gesellschaftlichen Hinrichtung?"

Ich konnte die unterschwellige Befriedigung in seinen Worten hören und seufzte. Das gehörte genau zu den Dingen, die ihm am meisten gefielen: Der Verlust des Glaubens. Aber er hatte recht gehabt, damals in Krendlers Haus, so recht...

"Mir geht es zumindest besser als Paul Krendler, Dr. Lecter."

"Ah ja, unser lieber Paul. Mit ein wenig mehr Kampfgeist hätte er überleben können, aber ich denke, es ist für ihn besser so, wie es ist. Der Tod ist dem Dahinvegetieren in den Pflegeinstitutionen unserer heutigen Gesellschaft in jedem Fall vorzuziehen. Glauben Sie mir, ich spreche da aus Erfahrung."

Ein bitterer Zug hatte sich in seinen Tonfall eingeschlichen. Schlechte Erinnerungen, Dr. Lecter?

Meine Stimme trieft vor Sarkasmus, als ich erwidere:

"Dr. Lecter. Das Ermorden anderer Menschen ist eine verdammt schlechte Angewohnheit. Aber wir wissen ja alle, wie schwer man sich von einer schlechten Angewohnheit trennen kann. Soweit ich das sehe, haben Sie diesmal ja auch nur einen einzigen Menschen umgebracht, also sollten wir das Ganze vielleicht nicht so eng sehen."

Diesen Worten folgte ein Augenblick vollkommener Stille. Ob ihm meine Frechheit schlichtweg die Sprache verschlagen hatte oder ob er sich gerade überlegte, die Causa Starling zu einem endgültigen Abschluss zu bringen, konnte ich nicht beurteilen. Als er mir schließlich antwortete, klang seine Stimme gefährlich ruhig.

"Clarice, Sie erstaunen mich. Ich glaube, Sie beginnen langsam, meinen Standpunkt zu verstehen. Geduld ist eine Tugend, aber sie verlässt mich, wenn ich es mit unhöflichen Menschen zu tun bekomme. Seien Sie vorsichtig, meine Liebe, denn der Rest ist für mich im wesentlichen ein Problem der Müllabfuhr."

Erschreckend. Solche Aussagen sind absolut erschreckend, aber - wie ich genau weiß - natürlich nur im Kontext meines eigenen Wertesystems. In Ermangelung eines besseren Vorbildes hat er sich ein eigenes Werk aus Regeln und Moral geschaffen. Verfehlungen dagegen, werden auf sehr direkte und effiziente Art und Weise beantwortet. Wer es wagt, sich auf diese Art und Weise aus dem Kreis des Lebens herauszunehmen, ist beinahe so etwas wie ein Gott. Nein, ich bin nicht blasphemisch, aber Hannibal Lecter IST sein eigener Gott und ein sehr grausamer dazu. Was nicht gefällt, hat zu verschwinden; was sich gegen ihn erhebt, wird niedergeworfen; wer verfehlt, stirbt.

Und in diesem Moment war er gar nicht amüsiert. In meinem eigenen Interesse versuchte ich krampfhaft, wieder etwas Boden wett zu machen.

"Wie ist es Ihnen den seither so ergangen, Dr. Lecter?"

Wieder folgte Stille meinen Worten und mein Magen begann sich zu verkrampfen. Dann jedoch lachte er erneut. Sehr gut, dachte ich bei mir, solange er dich als amüsantes Spielzeug betrachtet, bleibst du vielleicht am Leben. Aber bereits seine nächsten Worte ließen mir wieder das Blut in den Adern gefrieren.

"Clarice, Clarice. Sie sind ein hoffnungsloser Fall. Vielleicht sollten wir die ganze Scharade jetzt und hier beenden. Was meinen Sie, meine Liebe?"

Es gibt wahrscheinlich nicht viele Menschen, die es schaffen, einem kaltblütigen Mörder in so einer Situation eine passende Antwort zu geben: hilflos und allein ans eigene Bett gefesselt. Ich war da keine Ausnahme. Toll, dachte ich bei mir, wirklich toll. Letztlich hat dich also deine vorlaute Klappe umgebracht!

Als ich das Rascheln von Kleidung hörte und ich begriff, dass er aufgestanden war und zu meinem Bett herüber ging, war der Adrenalinausstoß so stark, dass ich seine Süße auf meiner Zunge schmecken konnte. Mir war unglaublich schlecht. Meine Gedanken wirbelten durcheinander, und ich war in diesem Moment nicht in der Lage, auch nur einen einzigen, klaren Gedanken zu fassen.

Er sagte etwas zu mir, das ich nicht verstehen konnte. Erst als er sich zu mir auf das Bett setzte, begriff ich, dass er irgendetwas von mir haben wollte. Was hatte er noch gleich gesagt?

"Diesmal Clarice, habe ich den Schlüssel." Den Schlüssel? Welchen verdammten... und da begriff ich endlich. Er sprach von dem Handschellenschlüssel. Die Erleichterung war so groß, dass ich beinahe laut aufgeschluchzt hätte. Ich würde noch nicht sterben, zumindest nicht gleich.

Ich konzentrierte alle meine Kräfte, drängte das Chaos in meinem Gehirn zurück und brachte es fertig, ziemlich heiser, aber immerhin hörbar, zu sagen:

"Was wollen Sie dafür haben?"

"Meine hübsche, kleine Gegnerin, wenn ich Sie nicht so genau kennen würde, dann müsste ich jetzt annehmen, dass Sie einen ziemlich berechnenden Charakter haben." Er grinste. Ich konnte es in der Dunkelheit zwar nicht genau sehen, aber ich wusste, dass es so war.

"DR.LECTER!"

"Clarice, bitte. Regen Sie sich doch nicht so auf. Was ich von Ihnen haben möchte, ist doch gar nicht so schwierig. Sehen Sie, im Gegensatz zu Ihnen, bin ich nämlich sehr gewillt, einen Kuss als Gegenleistung zu akzeptieren. Also, was meinen Sie?"

"Das ist der widerlichste und sexistischste Vorschlag, Dr. Lecter, den ich seit langem gehört habe. Und glauben Sie mir, Paul Krendler war da nicht zimperlich. Wenn Sie verdammt noch mal glauben..."

"Ts, ts, Clarice. Wenn Sie unhöflich werden, dann muss ich die Spielregeln verschärfen. Wissen Sie was? Warum machen wir nicht ein hübsches kleines Spiel daraus? Ich nehme den Schlüssel jetzt in meinen Mund und Sie müssen versuchen, ihn zu bekommen. Wenn Sie ihn haben, dürfen Sie sich losmachen und versuchen, mich noch einzuholen, während ich dieses Haus verlasse. Na, wie wäre das?"

Ich wusste, jeder weitere Wiederstand war zwecklos. Ich konnte nicht ernsthaft daran denken, ihm in dieser Situation die Stirn zu bieten. Erstaunlicherweise begann sich wieder Wut in mir breitzumachen.

"Also gut, dann bringen wir es hinter uns", knurrte ich.

"Das ist mein Mädchen", bekam ich amüsiert zur Antwort.

Er beugte sich vielsagend nach vorne und ich konnte die Wärme spüren, die von seinem Körper ausging und sein Cologne riechen. Es roch nach nichts, was ich hätte identifizieren können, aber es passte gut zu ihm. Ich hob meinen Oberkörper an und strich zart mit meinen Lippen über seinen Mund. Dann küsste ich ihn.

Ich konnte genau spüren, wie sich seine Lippen zu einem Lächeln verzogen. Was zum Teufel erheiterte ihn so? Plötzlich dämmerte es mir und ich errötete tief über meine eigene Dummheit. Ich war scheinbar so gierig darauf gewesen ihn zu küssen, dass ich ihm keine Zeit gelassen hatte, den Schlüssel zu platzieren. Er grinste wieder, während er sich sehr langsam den Schlüssel in den Mund steckte. Ich denke, er hat mir sogar zugezwinkert.

Meine Demütigung war zu groß, als dass ich das, was nun folgte, wirklich genießen hätte können. Aber wenn ich ehrlich zu mir selber bin, hat es mir auch in keinster Weise missfallen. Ihm schien der Kuss jedenfalls sehr zu gefallen, denn er lehnte sich immer weiter über mich, bis ich schließlich wieder auf meinem Kissen zu liegen kam. Schließlich schaffte ich es, seiner Zunge den Schlüssel zu entwinden. Im selben Moment unterbrach er den Kuss, stand auf und ging, nicht besonders schnell, aber ohne ein weiteres Wort, aus dem Schlafzimmer hinaus und die Treppe hinunter. Ich versuchte, so schnell es ging, meine Handschellen aufzusperren, was in der Dunkelheit gar nicht so einfach war. Erst als ich das Licht angemacht hatte, gelang es mir freizukommen. Wie der Blitz stand ich auf und sauste nach unten. Als ich am Absatz der Treppe angekommen war, schnappte die Türe gerade wieder ins Schloss. Zu spät. Natürlich.




Kapitel 3

Erwartungsgemäß war auch auf der Strasse keine Spur mehr von ihm zu entdecken. Ich fröstelte, als ich ins Haus zurückging. Die Achterbahn der Gefühle, die ich in den letzten Minuten durchlaufen hatte, forderte nun ihren Tribut und meine Knie waren so weich, dass ich mich setzen musste. Nachdem ich mich wieder einigermaßen im Griff hatte, stand ich auf und ging in die Küche, um ein Glas Wasser zu trinken. Als ich den Kühlschrank öffnete, um mir eine Flasche Mineralwasser zu holen, prallte ich förmlich zurück.

Mein Kühlschrank, normalerweise wenig mehr als Dekoration, war randvoll gefüllt mit allen möglichen und unmöglichen Sachen. Im mittleren Fach, auf einem wahren Turm von Tupperware-Boxen, die offensichtlich frisches Obst und Gemüse enthielten, lag ein Brief. Ich öffnete ihn mit zitternden Händen.

Liebe Clarice,

Sie essen wenig und schlecht, und joggen auch nicht mehr so viel wie früher. Sie schlafen selten und wandern nachts oft durch das Haus. Kein Lächeln verschönt ihr Gesicht und ihr Gang ist müde und gequält.

Bereitet Ihnen unser nettes kleines Abendessen denn so ein schlechtes Gewissen? Oder quälen Sie sich mit der Tatsache, dass Sie ihren Pflichten als FBI-Agentin nicht nachkommen konnten?

Ich denke nicht, dass das Ableben unseres lieben Paul der Grund dafür ist, aber, seien Sie jetzt ehrlich zu sich selbst: Hat sich seither irgend etwas für Sie geändert? Sind Sie durch seine Abwesenheit die Karriereleiter nach oben gefallen? Verzeihen Sie mir meine Offenheit, aber welche Möglichkeiten gibt es jetzt noch für Sie, eine sogenannte Karriere zu machen, nun, da Sie die Beine nicht mehr für ihn breit machen können, selbst wenn Sie es wollten? Unser lieber Paul hat mir so einiges erzählt, während der Vorbereitungen zu unserem Abendessen, müssen Sie wissen.

Ich muss zugeben, in gewisser Weise kann ich ihn sogar verstehen. Es gibt Frauen, die sind so provozierend unerreichbar, so unerträglich kühl, dass ein Mann sie einfach haben muss. Es gibt eben nichts Besseres, als ein gutes Spiel und einen ehrlich erworbenen Preis. Wir wissen aber beide, dass Paul nie eine Option für Sie war - er nicht, und auch die anderen nicht, durch deren Betten Sie unweigerlich gewandert wären, nachdem Paul Sie gefickt und weggeworfen hätte.

Ich frage Sie, was bleibt Ihnen jetzt noch, nach allem was geschehen ist?

Verzeihen Sie mir meine Offenheit, Clarice Starling, aber Sie sind ein hoffnungsloser Fall und Ihre langweilige Moral hat letztendlich den Sieg davon getragen. Ihr Name aber, ist in den Augen der Welt, auf ewig mit dem meinen verbunden. Wie viele Männer, denken Sie, werden es wagen, meinen angeblichen Besitzanspruch an Sie zu ignorieren, nachdem Paul ein so grausames Ende gefunden hat? Hören Sie auf meinen Rat und schaffen Sie sich bald ein Haustier an, damit Sie nicht an der Einsamkeit der kommenden Jahre ersticken.

Ich werde Sie aus eigenem Antrieb nicht wieder aufsuchen, denn auch ich werde nicht jünger und verschwende meine Zeit nicht mit denen, die nicht zu bekehren sind. Eine Frage stelle ich mir seit dem Chesapeake allerdings immer wieder, Clarice: Wie hätte ich mit Ihnen spielen müssen, um Sie als Siegespreis zu gewinnen?

Mit freundlichen Grüßen

Hannibal Lecter, M.D.

P.S.: Sie haben sicher schon bemerkt, dass ich mir die Freiheit genommen habe, Ihnen einige Sachen vorbei zu bringen und ich würde es sehr begrüßen, wenn Sie auf den Körper meines Mädchens in Zukunft mehr Acht geben würden. Anweisungen des Doktors.

Ta Ta.

Nachdem ich das gelesen hatte, dämmerte mir ein Gedanke und ich öffnete die Tür zu meiner Speisekammer, Ebenso wie der Kühlschrank, war sie randvoll gefüllt. Darunter befanden sich viele Sachen, die ich nicht einmal dem Namen nach kannte.

Ich beschloss daraufhin, mein Haus einmal von oben bis unten zu durchsuchen und ich wurde nicht enttäuscht. In praktisch jedem Zimmer hatte er irgend etwas für mich hinterlassen. Das Wohnzimmer hatte er mit Blumen geschmückt, im Badezimmer hatte er einen ganzen Stapel weicher Handtücher bester Qualität hinterlassen und unzählige, exquisite und teure Cremen, Salben, Parfüms und parfümierte Schaumbäder. In meinem Büro fand ich eine Sonderausgabe von Dantes gesammelten Werken und in meinem Schlafzimmer lag vor dem Kleiderkasten ein Päckchen mit einer kompletten Abendgarderobe, das ich in der Hektik zuvor gar nicht bemerkt hatte. Unnötig zu erwähnen, dass das saphirblaue, diesmal sehr dezent geschnittene Abendkleid, meinem Geschmack mehr als nur ein bisschen entsprach. Es passte, als hätte er es extra für mich anfertigen lassen und wahrscheinlich hat er es sogar nach meiner Augenfarbe ausgesucht.

Als ich wieder unten in der Küche angekommen war, breitete sich eine eigenartige Erschöpfung in mir aus. Diese Geste von ihm war so fürchterlich liebevoll, dass ich mich im Wohnzimmer auf meinen geblümten Couchsessel setzte und zu weinen begann. Ich konnte mich, seit dem Tod meines Vaters, an keine Gelegenheit erinnern, bei der jemand so viel ehrliches Interesse an meinem Wohlergehen gezeigt hatte. Ich vergaß sogar meinen Zorn darüber, dass er sich so ungeniert durch mein Haus bewegt hatte, als wäre er dazu aufgefordert worden.

Er hielt sein Wort. Diese Begegnung liegt nun bereits einige Monate zurück und ich habe weder etwas von ihm gehört, noch etwas gesehen. Nicht einmal der kleinste Hinweis deutet darauf hin, dass er danach noch einmal in meinem Haus gewesen ist. Er ist tatsächlich aus meinem Leben verschwunden.

Nach dieser Begegnung habe ich versucht, einfach mein Leben weiterzuleben, so als wäre nie etwas geschehen. So als wäre Hannibal Lecter an jenem verhängnisvollen Tag im Kerker von Baltimore nicht in mein Leben getreten. Als hätte es die vergangenen Jahre nie gegeben und auch nicht die Ereignisse am Chesapeake.
Aber ich weiß jetzt auch, dass Verleugnung keine Strategie ist, um mit einem Mann wie Hannibal Lecter fertig zu werden, denn seither habe ich diese fürchterlichen Zustände in der Nacht.

Ich weiß, dass ich ihn finden kann, wenn ich nur will. Es wäre mir schon einmal beinahe gelungen und ich habe so einige Ideen dazu, wo er sich gerade aufhalten könnte. Ich habe wirklich lange versucht, diese Strasse nicht zu betreten, aber ich sehe einfach keinen anderen Ausweg mehr, als ihn aufzuspüren und mich noch einmal, ein allerletztes Mal, mit ihm auseinander zusetzen.

Auch wenn ich nicht zu den Frauen gehöre, die ein großes Aufheben um sich machen, ich bin nicht dumm. Ich WEISS, dass ich eine gewisse Wirkung auf ihn habe. Sicher, ich bin keine dieser gestylten, hirnlosen Modepuppen, wie die Frauen, mit denen er sich zu seiner besten Zeit umgeben hat. Aber ich habe eine unschlagbare Kombination anzubieten, ich bin schön UND intelligent. Und genau da liegt der Knackpunkt. Ich habe den Eindruck, dass es ihm in seiner überwältigenden Arroganz vielleicht noch gar nicht aufgefallen ist, dass ich ihm bisher nur meinen Intellekt zum Spielen überlassen habe. Wollen wir doch mal sehen, wie ihm die Frau Clarice zusagt.

Ich setze mich in meinem Couchsessel auf und trinke den Rest meines Kaffees. Dann stehe ich ruhig auf und gehe in meine Küche zurück. Während ich die Tasse in den Geschirrspüler räume, spüre ich, wie neuer Tatendrang in mir erwacht. Nun, da ich mich endlich dazu durchgerungen habe, ihn zu suchen, sind alle Zweifel wie weggefegt.

Er will mich?

Gut, er soll mich haben.

Aber eines steht fest: Eine Clarice Starling gibt es nicht im Ausverkauf.

© 2003 by Lilith

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H I N W E I S :
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Die Figuren aus den Romanen Red Dragon, The Silence of the Lambs und Hannibal gehören Thomas Harris.
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