Lauter Anthoniaden

Wer das eine oder andere Interview mit Anthony Hopkins gesehen oder gelesen hat, dem wird aufgefallen sein, daß der Bäckerssohn aus Wales ganz gerne und viel plaudert. Stellt ihm eine kurze und präzise Frage und schon legt er munter los! Zwar kommt es vor, daß er bestimmte Phrasen in so ziemlich jedem Interview wiederholt ("I just learn the lines, show up and do it"), aber hin und wieder hat er auch ein paar neue Einfälle, die dann mit humorvoller Geschwätzigkeit und wild gestikulierenden Händen ausgeplaudert werden müssen. Ganz besonders lustig wird es aber erst, wenn der Waliser auf sein Imitationstalent zurückgreift und die Stimmen berühmter Schauspielkollegen nachahmt. Weder Sir Laurence Olivier oder Richard Burton, noch Rocklegende Mick Jagger sind dann vor Hopkins' parodistischen Einlagen sicher.
Wie dem auch sei, ich habe mal ein paar seiner besten Interview-Sprüche aus dem vergangenen Jahr (wobei diese Auswahl natürlich sehr subjektiv ist) zusammengestellt.
Viel Spaß also mit lauter Anthoniaden!

A.H. über sich:

Ich bin in den letzten Jahren viel netter geworden. Manchmal frage ich mich, ob meine Frau mir was in den Kaffee tut!

Und ich dachte - was ist denn nur los mit mir, warum bin ich so unzulänglich - und die Antwort kam glasklar in meinen Kopf: Weil du unzulänglich bist! Du bist unzulänglich, und es macht überhaupt nichts.

Ein Charmeur bin ich nun wirklich nicht.

Ich weiß, daß ich ein selbstbesessener Neurotiker bin und sehr viel in mir selbst und allein lebe. Ich mache mir meine eigenen Tage. Wenn mir irgend jemand sagt, was ich tun soll, mache ich sofort das Gegenteil.

Früher hielt ich es für clever, die Leute unter den Tisch trinken zu können. In Wirklichkeit war ich ein ziemliches Arschloch!

Ich habe dieses für uns Waliser charakteristische tief pessimistische Wesen.

A.H. über den Schauspieler-Beruf:

Früher habe ich "Cowboy und Indianer" gespielt, jetzt spiele ich einen Kannibalen, einen Priester oder wer weiß was. Ist doch ein interessanter Job, oder?

Ich denke nicht allzu viel über diese Dinge nach.

Es wird einem dabei nichts abverlangt. Es ist nicht im geringsten qualvoll. Es ist die qual-loseste Tätigkeit, die man sich vornehmen kann. Vielleicht bin ich ein sehr oberflächlicher Schauspieler, und das alles zeigt nur, was für ein Hohlkopf ich bin.

Ich halte mich nicht für einen Künstler. Oft habe ich immerhin das Gefühl, ein guter Fälscher zu sein.

Die Schauspielerei hält mich von der Straße und den Pubs fern und erspart mir jede Menge Ärger.

A.H. über das Leben:

Das einzige, was ich wirklich ernst nehme, ist, so viel wie möglich am Leben zu genießen.

Wir leben in einer harten, rauhen Welt. Irgendwie überleben wir. Es ist das reinste Wunder, das manche von uns so alt werden. Fazit: Das Leben ist hart.

Ich bin ja doch gänzlich und total machtlos über mein Leben, mein Schicksal, meine Zukunft. Ich habe gewisse begrenzte gedankliche Kontrolle - ich beschloß, heute Morgen aus dem Bett zu steigen, ich beschloß, hierher zum Frühstück zu kommen. Mit dieser Art von Entscheidung komme ich gerade noch zurecht. Aber sonst habe ich keinerlei Kontrolle über mein Leben.

Einem Freund sagte ich neulich: "Wach auf, wach auf, das Leben läuft schon ab. Das hier ist nicht die Generalprobe für das große Ereignis, es ist das große Ereignis."

(Alice B. Toklas zitierend): Ich liebe eine gute Aussicht. Aber ich ziehe es vor, mit dem Rücken zu ihr zu sitzen.

A.H. über den Tod:

Ich hatte überlegt: Was ist das Schlimmste, das mir zustoßen könnte? Das Schlimmste wäre, daß ich eines Tages nicht mehr da bin. Und hätte das irgendwelche großen Folgen? Nein.

Tatsache ist, daß ich eines Tages nicht mehr existieren werde; Warum dann also noch etwas ernst nehmen?

A.H. über Hannibal Lecter:

Er braucht keine Erklärung. Er gehört ins Grand Guignol, eine bizarre, übertriebene Gestalt. Es gibt ihn in Wirklichkeit überhaupt nicht!

(Zum Interviewer): Darf ich Ihnen ein Glas Chianti anbieten?

Ich mag diese irren Typen. Man muß die Welt um sich vergessen können. Ich mag auch Monster - wenigstens im Film.

Ich gehöre nicht zu den Schauspielern, die ihre Rollen mit nach Hause nehmen und sie auch privat ausleben müssen. Ich kann sehr gut abschalten... Na ja, gut, ich gebe es zu. Als Hannibal Lecter hatte ich auf dem Nachhauseweg hin und wieder das Bedürfnis, jemandem ins Bein zu beißen... Aber das war auch schon alles.

A.H. über den Oscar:

Ich habe mich nur darauf konzentriert, diese kleine Statue festzuhalten, weil ich immer gefürchtet habe, daß jetzt gleich einer kommen und sie mir mit den Worten "Tut uns furchtbar leid, war ein Irrtum" wieder wegnehmen würde!

Mein Oscar steht im Vorderfenster meines Hauses. Er ist von Punktstrahlern beleuchtet.

In der Nacht nach der Verleihung bin ich um vier Uhr früh aufgestanden und nach unten gegangen, weil ich sehen wollte, ob er noch da war, ob man ihn nicht zurückgeholt hatte.

Mir wurde endlich klar, daß ich doch nicht so blöd sein kann, wie ich immer befürchtet hatte.

A.H. über mögliche Filmprojekte:

Ich habe ein Projekt im Auge, in Südfrankreich, eine seltsame Liebesgeschichte von einem Mädchen, das sich in einen älteren Mann verliebt: Er wird dann in der ersten Hälfte umgebracht.

Es wäre mal spannend, einen aufrechten, interessanten Mann zu spielen, der am Ende des Films das Mädchen kriegt.

A.H. über Kollegen:

Ich wollte mit Mick Jagger zusammenarbeiten. Wer würde das nicht wollen?

Es ist wunderbar mit Jodie Foster zusammenzuarbeiten. Sie ist eine sehr nette Frau, und es ist seltsam, daß so viele Leute betonen, wie gescheit und intelligent sie ist, so als wäre das so etwas Ungewöhnliches für eine Frau.

Ich wollte mit Emma Thompson zusammenarbeiten. Ich finde sie so toll. Also habe ich zugesagt und einfach nur den Hintergrund ausgefüllt.

A.H. über das Theater:

Ich haßte es. Als Antonius lungerst Du eine Weile schlechtgelaunt auf der Bühne herum. Dann stirbst Du. Und Lear ist ein langweiliger alter Furz.

Auch Shakespeare könnte ein bißchen mehr Spaß vertragen.

Während ich auf der Bühne stehe und meinen Text spreche, höre ich alle zehn Sekunden diese innere Stimme, die sagt: "So, du hältst dich also für besonders sexy, was? Du bist pathetisch. Verschwinde von der Bühne und laß' das die gutaussehenden Schauspielern machen!"

A.H. über Irland und Wales:

Ich sollte Tom Cruises Vater in Far and Away spielen, aber ich habe abgelehnt, weil mir das Drehbuch nicht gefiel. Es war eine amerikanische Version von Irland, so wie sich die Amerikaner zum Beispiel auch Wales vorstellen. Als ob die Menschen dort nur in Gedichtform redeten! - Das erinnert mich an ein Drehbuch, das mir ein Produzent zugeschickt hat. Es spielte in Wales, in den Kohlebergwerken, und ich konnte es einfach nicht glauben. Ich dachte, es wäre ein Witz. Ich fragte ihn, ob er das wirklich ernst meinte, und mußte ihm dann erklären, daß wir in Wales nicht singend durch die Straßen spazieren und daß wir überhaupt nichts von dem tun, was in seinem Drehbuch stand.

Die Waliser sind die Iren, die nicht schwimmen konnten.

Zusammengestellt von Bettina B.
(Hopkins Files Nr.5)

 

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