Arch of Triumph
Im Schatten des Triumphbogens

GB 1985
Regie: Waris Hussein / Produzent: John Newland, Mort Abrahamson, Peter Graham Scott / Drehbuch: Charles Israel nach dem Roman von Erich Maria Remarque.
Mit: Anthony Hopkins (Ravic), Lesley-Anne Down (Joan Madou), Donald Pleasence (Haake), Frank Finlay (Boris), Richard Pasco (Veber) u.a.

Paris 1939. Der deutsche Arzt Ravic (Anthony Hopkins) lebt hier nach der Flucht vor den Nazis. Seinen Lebensunterhalt verdient er sich durch gelegentliche Operationen, welche ihm sein Kollege Dr. Veber (Richard Pasco) von Zeit zu Zeit verschaffen kann. Dazu untersucht er noch regelmäßig die Frauen des Bordells einer Freundin (Joyce Blair). Eines Abends trifft er auf die junge Sängerin Joan Madou (Lesley-Anne Down), die sich in verzweifelter Angst und Ratlosigkeit befindet, da ihr Liebhaber kürzlich in ihrem gemeinsamen Hotelzimmer verstorben ist. Ravic regelt die Angelegenheit für sie. Zwischen den beiden entwickelt sich daraufhin eine romantische Liebesbeziehung. Doch was anfangs nach gemeinsamen Glück aussieht, wird von den Schatten Ravics Vergangenheit eingeholt. In Paris trifft er auf seinen ehemaligen Folterer, den sadistischen Nazi Haake (Donald Pleasence), der sein ehemaliges Opfer jedoch nicht wiedererkennt. Nachdem Ravic durch unglückliche Umstände zurück über die Grenze nach Deutschland muß und so seine Beziehung zu Joan abreißt, gelingt es ihm, nach Paris zurückzukehren und seine heiß ersehnte Rache an Haake zu nehmen. Ravic erschlägt ihn. Kurz darauf wird Joan von ihrem Freund, einem Regisseur, bei welchem sie eine Karriere als Schauspielerin beginnen wollte, im Affekt lebensgefährlich verwundet, nachdem sie sich entschlossen hatte, endgültig zu Ravic zurückzukehren. Im Krankenhaus versucht Ravic sein Möglichstes, um sie zu retten, doch es ist hoffnungslos. An ihrem Bett stehend kann er nur noch ihr Leiden verkürzen.
Nachdem er seinen alten Freund Boris (Frank Finlay) um ein ordentliches Begräbnis für Joan gebeten hat, läßt er sich zusammen mit anderen Flüchtlingen freiwillig aus Frankreich ausweisen, einer ungewissen Zukunft entgegen...

Nun, meine folgende Kritik zu diesem CBS / HTV Fernsehfilm wird leider von vornherein durch ein häufig anzutreffendes Manko überschattet: Ich habe bisher leider immer nur die gekürzte deutsche Fassung sehen können und kann somit auch kein endgültiges Urteil über den Film abgeben. Ich möchte jedoch trotzdem meine Meinung über das loswerden, was die deutschen Fernsehsender in ihrer bemerkenswerten Kompetenz und unermeßlichen Großzügigkeit von ihm übriggelassen haben - ganz einfach deshalb, weil ich den Film doch ziemlich gerne mag, im Gegensatz zu, ich glaube, den meisten Kritikern. Aber Kritiker, da kann ich sowieso nur mitleidig lächeln, und nicht zuletzt deshalb, weil Im Schatten des Triumphbogens für mich, was die Geschichte angeht, aus ganz persönlichen Gründen sehr wichtig ist!
Fangen wir doch erst einmal mit dem größten und sofort ins Auge stechenden Pluspunkt an: die Besetzung! Im Schatten des Triumphbogens kann, mal abgesehen von allem anderen, zunächst einmal mit einer wirklich erstklassigen Besetzung aufwarten. Daß hier natürlich unser guter, alter Tony in vorderster Front am tapfersten steht, brauche ich ja wohl nicht extra zu erwähnen. Er spielt, ob ihn die Story des Films in irgendeiner Weise interessiert hat, weiß ich leider nicht, wie immer souverän, ganz einfach Hopkins-mäßig, nämlich großartig! Doch auch seine Mitspieler glänzen in mehrfacher Hinsicht. So stehen ihm in diesem Film solch namhafte, international renommierte und exzellente Charakterdarsteller wie Donald Pleasence, Frank Finlay und Richard Pasco zur Seite. Bei soviel männlichem Glanz will ich Lesley-Anne Down aber nicht unberücksichtigt lassen. Wenn man sie in Im Schatten des Triumphbogens sieht, muß man sagen, daß ihre schauspielerischen Qualitäten wohl bisher gewaltig unterschätzt wurden! Jedenfalls vermag sie es, vollständig zu überzeugen und ist nicht einfach nur der hübsche Aufputz einer Story. Vielleicht liegt es aber auch daran, daß sie während der Dreharbeiten so glänzend mit Tony auskam, wie man ja in unser aller Pflichtlektüre (The Authorised Biography von Quentin Falk) nachlesen kann.
Nun heißt es ja, eine exzellente Besetzung vermag es immer wieder, einen Film zu retten. Also, das war bei diesem ohne jeden Zweifel absolut nicht erforderlich, wenn er auch bei Quentin Falk als "überflüssig" bezeichnet wird. Diese Meinung kann ich wirklich nicht teilen! Gut, vielleicht bin ich voreingenommen, da mir die Handlung des Films, wie schon gesagt, aus persönlichen Gründen einiges bedeutet. Aber auch ohne diese Einstellung kann ich Mr. Falk da keineswegs zustimmen. Gewiß, ich kenne nur die deutsche, gekürzte Version, aber sie allein gefällt mir doch bereits ziemlich gut!
Der Anfang alleine glänzt bereits. Tonys Charakter wird gut eingeführt: Untätig sitzt Dr. Ravic in seinem Hotelzimmer. Er wartet und wartet. In seiner Situation kann er gar nichts anderes tun, als immer nur zu warten und die Zeit endlos langsam verstreichen zu lassen. Da, endlich der erlösende Anruf von Dr. Veber. Das bedeutet Aussicht auf ein wenig Arbeit. Wieder etwas Geld. Jetzt fließt auch der Strom der Zeit erneut etwas schneller. Doch an seinem Arbeitsplatz wird ihm die Situation gleich wieder klargemacht: Die Schwester sieht nicht ein, daß sie ihn mit "Doktor" Ravic anreden soll. Veber bedrängt sie, endlich mehr Respekt vor Ravic zu zeigen. Doch warum sollte sie? Ja, in Deutschland war er vielleicht eine große Nummer, aber in Frankreich hat er doch eigentlich gar keine Rechte auf Arbeit, wie die Schwester so treffend bemerkt. Ravic hat nur ein paar Francs in der Tasche, doch ohne Dr. Veber, er weiß es genau, hätte er noch nicht einmal das!
Rolande, die Leiterin des Bordells, fragt er, woran sie denkt, wenn sie nachts im Bett liegt, was mit ihren Träumen ist. Über seine will er lieber nicht sprechen, er kennt sie nur zu gut. Sein Trauma. Ja, er ist sein Trauma: Haake. Haake, dieser sadistische Nazi-Folterer!
Ravic geht wieder. Er wollte mit Rolande nur einen trinken. Aber er weiß, er braucht mehr. Was? Ganz einfach: einen Menschen! Und den trifft er dann auch noch in derselben Nacht. Er trifft sie: Joan. "Ich würd' mir das noch mal überlegen. Um diese Jahreszeit ist das Wasser verdammt kalt!" Will sie sich ertränken? Egal, jedenfalls braucht sie Hilfe. Wenigstens in dieser Nacht. Er bestellt ihr seinen obligatorischen Calvados, will versuchen, ihr Mut zuzusprechen, für was auch immer. Sie lehnt ab, wartet aber vor der Kneipe noch auf ihn. Als sie jedoch auch seinen nächsten Annäherungsversuch mit einer Entschuldigung zurückweist: "Es tut mir leid, daß ich Ihnen so viele Unannehmlichkeiten bereitet habe," und es so aussieht, als würde sie gleich wieder in die Nacht verschwinden, langt es ihm wirklich! "Verdammt!" Sie kann jetzt nicht einfach wieder so aus seinem Leben verschwinden, als wäre sie nie dagewesen. "He! Kommen Sie mit!"
Sie schläft die Nacht über bei ihm - es passiert nichts. Er legt es auch nicht darauf an. Ihre bloße Anwesenheit genügt ihm schon. (Anmerkung: Einer der vielen groben Übersetzungsfehler in der deutschen Synchronisation. Aus dem Dialog in der Originalfassung geht hervor, daß doch etwas "passiert"! Das entspricht auch der Romanvorlage.)
Am nächsten Morgen hält Joan es nicht mehr aus. Sie muß es ihm sagen. Den Grund für ihre Verzweiflung. Ihr Liebhaber ist tot. Gestorben in ihrem gemeinsamen Hotelzimmer. Ravic ruft Veber an, er wird den Totenschein ausstellen, und Ravic wird Joan nun woanders unterbringen. Tja, das war's dann wohl, was sie beide betrifft. Er geht lieber gleich freiwillig. - Dann auf den Straßen von Paris sieht er sein Trauma: Haake! Er verliert ihn in der Menge. Sein Freund Boris beruhigt ihn. Er wird Haake schon wieder treffen. Das Paris, das die Fremden kennen, sei nicht groß.
Aber da ist auch noch Joan. Sie meldet sich wieder. Ravic glaubt zunächst nicht daran. "Natürlich nicht," meint Boris, "Du warst schon immer ein Trottel!" Also gut, er wird Joan wiedersehen. Sie macht es ihm deutlich, sie will mit ihm zusammenbleiben. Auch ihre längere Trennung durch Ravics Abschiebung über die Grenze kann sie nicht endgültig auseinanderbringen. Ja, sie hatte inzwischen einen neuen Freund. Aber das war beruflich. Ihre Karriere. Nichts Wirkliches. Sie will endgültig bei Ravic bleiben. Gut. Doch zuerst kommt noch Haake dran. Ravic kann diesen "verdammten Satan" nicht aufgeben. Er bringt es mit ein paar Schlägen zu Ende. Sein Trauma ist tot - endgültig.
Jetzt nur noch Joan. Nein, es kann nicht mehr sein. Es war ihr neuer Freund. Er hat die Nerven verloren. Die Kugel zu entfernen, ist nicht mehr nötig. Ravic kann ihr nur noch einen schnellen, schmerzlosen Tod verschaffen. Es ist vorbei. Alles. Jetzt braucht er sich nicht mehr unter falschem Namen in Paris zu verstecken. Er läßt sich freiwillig abschieben...
Zugegeben, in mancherlei Hinsicht hatte der Film seine starken Schauspieler doch sehr nötig. Es gibt da durchaus einige Mängel, die mit hervorragenden Darstellungen überdeckt werden müssen. Es hapert stellenweise ziemlich in der Logik! Ich bin jetzt äußerst vorsichtig, da ich ja zunächst einmal das englische Original in seiner vollständigen Länge sehen müßte, aber ich denke, man kann auch, von der gekürzten Fassung ausgehend, ein wenig unken. Ich glaube, am meisten bröckelt es bei den Begegnungen Ravics mit Haake. Ich meine, es ist doch schon ein wenig weit hergeholt, wenn sich Haake bereits nach einem kurzen Gespräch entschließt, mit Ravic gerne einen "kleinen Spähtrupp" zu unternehmen. Würde sich ein so "fleißiger" Nazi wie Haake einem wildfremden Landsmann denn wirklich einfach so zu einer Fahrt durch die Nacht anschließen? Und ist es nicht doch ein etwas sehr großer Zufall, daß sich die beiden immer wieder begegnen? Auch wenn das Paris, "das die Fremden kennen, nicht groß ist", scheint das Schicksal in Form des Drehbuchs dem guten Dr. Ravic da meiner Meinung nach ein wenig sehr unter die Arme greifen zu wollen! Na, und das Joans neuer Freund, der Regisseur, aus Eifersucht und Angst, sie zu verlieren, gleich auf sie schießt? Ich meine, auch im Affekt muß man immer noch erst einmal den Finger um den Abzug krümmen und abdrücken können. Und wieso ruft dieser junge Mann nicht sofort den nächsten Krankenwagen, wenn er sich so schuldig fühlt und so entsetzt ist, sondern läßt die arme Joan zunächst einmal liegen, um erst Ravic selbst zu holen?
Aber weiter will ich jetzt lieber doch nicht kritisieren, ich erwarte mir von der ungekürzten Fassung schon noch ein wenig mehr! Dennoch, die soeben genannten Löcher in der Logik lassen die Handlung zeitweise etwas unglaubwürdig erscheinen. Es ist wirklich jammerschade, wenn man bedenkt, wieviel mehr aus diesem Stoff noch hätte herausgeholt werden können. Nichtsdestotrotz bleibt Im Schatten des Triumphbogens immer noch ein ziemlich gelungener Fernsehfilm mit einigen sehr schönen Aufnahmen (ich denke da besonders an die Stelle, in der Ravic und Joan am Meer, auf den Felsen darüber, spazieren gehen) und den wie gesagt erstklassigen schauspielerischen Leistungen.
Fazit: Mit einigen Abstrichen durchaus sehenswert!

© 1993 by Matthias W.
(Hopkins Files Nr.8)

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