Arch of Triumph
Im Schatten des Triumphbogens

GB 1985
Regie: Waris Hussein / Produzent: John Newland, Mort Abrahamson, Peter Graham Scott / Drehbuch: Charles Israel nach dem Roman von Erich Maria Remarque.
Mit: Anthony Hopkins (Ravic), Lesley-Anne Down (Joan Madou), Donald Pleasence (Haake), Frank Finlay (Boris), Richard Pasco (Veber) u.a.

Erich Maria Remarque: "Humanist und militanter Pazifist"

Erich Maria Remarques zeitpolitischer Roman Arc de Triomphe, dessen erste Veröffentlichung auf das Jahr 1945 zurückgeht, zählt neben dem Antikriegs-Bestseller Im Westen nichts Neues (1929) zu den erfolgreichsten Werken des deutschen Schriftstellers. Besonders in den Vereinigten Staaten gilt Arc de Triomphe heute noch als einer der populärsten Liebesromane der Nachkriegszeit. Bereits im Jahr 1948 entstand dann auch die erste gleichnamige Verfilmung. Damals spielte Charles Boyer die Hauptrolle des Arztes Ravic, Ingrid Bergman war als Joan Madou zu sehen und Charles Laughton als Gestapoagent Haake. Doch trotz dieser hochkarätigen Starbesetzung wurde der Film ein Mißerfolg und mußte sich von der Kritik vorwerfen lassen, der Komplexität der Romanvorlage nicht annähernd gerecht geworden zu sein. Die Misere Krieg und Exil, das Emigrantenschicksal Ravics und sein Widerstand gegen den Faschismus wurden zugunsten der Liebesgeschichte mehr oder weniger herausgeschnitten, so daß das Ergebnis eine belanglose, sentimentale und eher peinliche Hollywood-Schnulze war, die ebenso gut in einem anderen politischen und zeitgeschichtlichen Kontext hätte spielen können. Im Roman jedoch sind Politik und Geschichte unzertrennbar mit dem Liebesthema verwoben.
Um so mehr ist es also zu begrüßen, daß Regisseur Waris Hussein 1985 das Wagnis auf sich nahm, Remarques Exilroman Arc de Triomphe abermals zu verfilmen. Zwar bleibt es auch dieser Fernsehproduktion - wie ja im übrigen den meisten Literaturverfilmungen - nicht erspart, die Handlung der Romanvorlage erheblich zu verkürzen und sich bei der filmischen Umsetzung auf das Wesentlichste zu beschränken; das Resultat jedoch ist ein weitaus ausgewogenerer und werkgetreuerer Film als die amerikanische Adaption von 1948.
Das Schicksal eines Emigranten - Ravic ist zwar kein Jude, befindet sich aber, wie damals alle politischen Flüchtlinge, illegal in Frankreich und besitzt weder eine Arbeitserlaubnis noch gültige Papiere - Ravics Widerstand gegen den Faschismus sowie seine Besessenheit, sich an einem einzelnen Mann, an seinem Folterer Haake zu rächen, werden in Husseins Remake ebenso durchleuchtet wie die Liebesbeziehung zwischen Ravic und Joan Madou. Im Unterschied zur ersten Verfilmung von 1948, gelingt es Regisseur Hussein, die Gegensatzpaare Liebe und Haß, Menschenwürde und Gewaltherrschaft gleichermaßen in seinem Film zu behandeln, wenngleich auch er oft nur an der Oberfläche bleiben und die Tiefe des Romans, die vielen und langen inneren Monologe des Protagonisten, nicht adäquat umsetzen kann.
Letzten Endes aber ist es hauptsächlich die deutsche Video- und Fernsehfassung, die Husseins Arch of Triumph mit Hilfe von zahlreichen Schnitten und groben Synchronisationsfehlern den Garaus macht. Der daraus resultierende Verfremdungseffekt grenzt schon an den Bereich des Unerträglichen und kommt einer Zensur gleich. Zwar möchte man dem hierfür verantwortlichen deutschen Verleih keine politischen Motive unterstellen - es war wohl eher mal wieder Ignoranz und Dummheit am Werk - doch mich persönlich wundert es schon ein wenig, wenn der deutschen Fassung ausgerechnet jene Szenen fehlen, die sich mit Ravics paradoxen Situation als Emigrant und Ausländer im Frankreich der dreißiger Jahre befassen; nicht zuletzt deshalb, weil diese Thematik gerade heute wieder aktuell ist und man zweifelsohne erschreckende Parallelen zur heutigen "Asylantenproblematik" entdecken wird.

Erich Maria Remarque, 1898 in Osnabrück geboren, wußte, wovon er in seinen Exilromanen schreibt. Er selbst, der die sich anbahnende Katastrophe im nationalsozialistischen Deutschland früh erkannte, emigrierte bereits 1929 ins Ausland. 1933 wurden seine bis dato erschienen Bücher öffentlich verbrannt, und 1937 folgte die Aberkennung seiner deutschen Staatsangehörigkeit durch die Faschisten.
Remarque gilt heute als einer der bedeutendsten und entschiedensten Autoren des 20. Jahrhunderts für den Frieden - "ohne jegliche Kompromisse an machtpolitische und nationalistische Eitelkeiten". Remarque bezeichnete sich selbst als "Humanisten und militanten Pazifisten". Mit diesen Attributen könnte man auch die Protagonisten seiner Romane, allen voran den Dr. Ravic in Arc de Triomphe, beschreiben.
Ravics antifaschistische Widerstandstat besteht darin, daß er sich aus seiner Apathie lösen kann und Haake tötet. Denn: "Das war es! Das hatte sie groß werden lassen, daß man müde wurde, daß man vergessen wollte, daß man dachte: Was geht es mich an? Das war es! Einer weniger! Ja, einer weniger - das war nichts, aber das war auch alles! Alles!"
Remarque ist häufig vorgeworfen worden, daß die Helden seiner Emigrationsromane zwar einzelnen Widerstand gegen ihre NS-Peiniger leisten, ihnen aber die Perspektive des organisierten gemeinschaftlichen Kampfes gegen den Faschismus fehlt. Dies ist wohl zutreffend. Andererseits ist es ebenso zutreffend, daß der Widerstand gegen den Antihumanismus stets im Kleinen beginnen muß; daß man eben nicht mehr denkt: "Was geht es mich an?"
Der Schriftsteller Erich Maria Remarque wurde 1947 amerikanischer Staatsbürger, nannte sich selbst jedoch Zeit seines Lebens einen "Kosmopoliten". Er, der mit der Schauspielerin Paulette Goddard verheiratet war, starb 1970 in der Schweiz.
Weitere Romane Remarques: Im Westen nichts Neues, Liebe Deinen Nächsten, Der schwarze Obelisk, Drei Kameraden und Der Funke Leben.

© 1993 by Bettina B.
(Hopkins Files Nr.8)

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