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Audrey
Rose
Audrey Rose - Das Mädchen aus dem JenseitsUSA 1977
Regie: Robert Wise / Produzent: Joe Wizan, Frank DeFelitta / Drehbuch: Frank De Felitta
nach seinem Roman.
Mit: Marsha Mason (Janice Templeton), Anthony Hopkins (Elliot Hoover), John Beck (Bill
Templeton), Susan Swift (Ivy/Audrey) u.a.
Das Ehepaar Janice (Marsha Mason) und Bill Templeton (John
Beck) werden schon seit Wochen von einem unbekannten Mann (Anthony Hopkins) verfolgt.
Elliot Hoover heißt der Mann, wie sich später herausstellt, der behauptet, daß die
elfjährige Tochter der Templetons, Ivy (Susan Swift), seine reinkarnierte Tochter Audrey
Rose sei. Audrey Rose, so erklärt Hoover, sei genau an Ivys Geburtstag bei einem
schrecklichen Autounfall gestorben. Alles, was er nun wolle, sei Kontakt zu Ivy/Audrey
Rose. Bill Templeton hält diese Theorie für absurd und Hoover für einen Verrückten.
Nur Janice beginnt zu zweifeln, ist es doch gerade Hoover, der Ivy bei ihren immer
häufiger auftretenden Alpträumen helfen kann.
Hoover beginnt, sich immer mehr in das Leben der Templetons zu drängen, und Bill wird ihm
gegenüber immer mißtrauischer und aggressiver. Er hat Angst um seine Tochter. Und
tatsächlich entführt Hoover eines Tages das Mädchen aus der Wohnung ihrer Eltern. Es
kommt zum Prozeß.
Erstaunlicherweise ist es Janice, die immer mehr an Hoovers Theorie glaubt und ihn
schließlich entlastet. Die Staatsanwaltschaft besteht nun auf einen Hypnoseversuch, eine
sehr riskante Sache. Alleine durch Bills Zustimmung wird der Test durchgeführt: Ivy wird
vor den Geschworenen, dem Richter, Hoover und ihren Eltern in Hypnose versetzt, in der sie
stufenweise in ihr früheres Leben zurückkehrt. Plötzlich wird die Situation
lebensbedrohlich. Ivy fängt an zu schreien und zeigt Erstickungsanfälle, genau wie
Audrey Rose, die im Feuer umkam. Auf den Namen Ivy reagiert das Mädchen nicht mehr, und
Hoover wird daran gehindert, das Mädchen zu retten. Die Anwesenden müssen hilflos mit
ansehen, wie Ivy und erneut Audrey Rose stirbt.
Mit einem Autounfall und einem erschreckten, weinenden
kleinen Mädchen fängt einer der interessantesten Filme an. Audrey Rose (in
Deutschland mit dem reißerischen Zweittitel Das Mädchen aus dem Jenseits
versehen) widersetzt sich konsequent jeder Horrorspezifizierung, obwohl er zu seiner Zeit
(1977) durchaus im blutrünstigen Fahrwasser von Omen und Exorzist
hätte mitgezogen werden können.
Audrey Rose setzt sich bewußt als Psychodrama und nicht als Horrorfilm durch und
wollte auch nie diesen Zeitgeist treffen. - Aber was ist es dann, was einem wohlige
Schauer über den Rücken jagt und uns von Grusel erschaudern läßt, wo diesem Film doch
die typischen Attribute eines Horrorfilms fehlen?
Ist es vielleicht die mysteriöse Figur des Elliot Hoover, dessen stetige unterschwellige
Präsenz uns das Unerwartete erwarten läßt? Ist es die stellenweise schon hysterische
Reaktion der Eltern des Kindes auf Ivys Zustand und Hoover, die ihn noch bedrohlicher
erscheinen läßt? Oder ist es vielleicht Ivys Gemütsveränderung im Laufe ihrer
Alpträume, die einen erschaudern lassen und uns auf die Seite Hoovers ziehen? Oder ist es
vielleicht einfach nur das intensive Spiel der Darsteller, allen voran die ungeheure
Leistung der zwölfjährigen Susan Swift? - Vielleicht ist es aber auch ganz einfach das
Zusammenspiel von gutem Drehbuch (man sollte sich vielleicht einmal Frank De Felittas
Roman zu Gemüte führen), gutem Regisseur, tollen Darstellern (besonders hervorragend
sind, wie bereits erwähnt, Susan Swift, Anthony Hopkins als undurchschaubarer und
zugleich liebenswerter Elliot Hoover und Marsha Mason als zweifelnde, verzweifelte Mutter)
und einer dichten, überzeugenden Atmosphäre. Nimmt man alles dies zusammen, hat man
einen hinreißenden, spannenden und fesselnden Film, und es stören einen die kleinen,
fast unbedeutenden Fehler nicht mehr.
Wen stört es bei dieser Atmosphäre noch, daß Hoover an manchen Stellen etwas zu
missionarisch wirkt (man erwartet teilweise dessen "Urbi et Hoover", nur die
Papsttiara fehlte)? Wen stört es da noch, daß Ivys Eltern etwas zu überzogen reagieren,
wenn dieser geheimnisvolle Fremde auftaucht? Und wen stört es, daß Ivy selbst etwas zu
babyhaft, zu blagig wirkt, wenn sie wie eine Wahnsinnige, von quälenden Alpträumen
geplagt, durch ihr Zimmer fegt?
Audrey Rose (auch mit reißerischem deutschen Titel) ist und bleibt ein
sehenswertes Stück gruseliger Unterhaltung.
© 1993 by Bob H.
(Hopkins Files Nr.8) |
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