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The
Bounty
Die BountyGB / USA 1984
Regie: Roger Donaldson / Produktion: Bernhard Williams u. Dino de Laurentiis / Drehbuch:
Robert Bolt / Musik: Vangelis
Mit: Anthony Hopkins (Captain Bligh), Mel Gibson (Fletcher Christian), Laurence Olivier
(Hood), Edward Fox (Greetham), Daniel Day-Lewis (Freyer), Philip Davis (Young) u.a.
The Bounty - Lebensgefahr
Kurz vorab
Erst vor kurzem wurde mir bekannt, daß der Film The Bounty mit den beiden
Hauptdarstellern Anthony Hopkins und Mel Gibson existiert. Bis dahin hatte ich immer nur
von dem berühmten Film Meuterei auf der Bounty gehört, jenen selbst aber nie
gesehen. Beide Filme behandeln das gleiche Thema, nämlich den Aufstand der Schiffscrew
der "Bounty" gegen ihren Captain William Bligh. Diese Geschichte ist authentisch
und passierte vor ungefähr 100 Jahren. Neben Hopkins und Gibson bereichern den Film The
Bounty noch zahlreiche andere bekannte Schauspieler wie Liam Neeson, Daniel Day-Lewis
und Laurence Olivier.
Inhalt
William Bligh (Anthony Hopkins), ein begeisterter und
ambitionierter Seemann, setzt sich um das Jahr 1900 herum das Ziel, mit einer Schiffscrew
den Globus zu umrunden und bei dieser Reise Brotfrüchte aus Tahiti für König George
mitzubringen. Bligh bittet seinen guten Freund Fletcher Christian (Mel Gibson), ihn bei
dieser Mission zu begleiten. Die Bounty sticht kurze Zeit später in See und beginnt ihre
Reise. Doch kurz darauf kommt es bei der Passierung des Cap Horns zu ernsten Problemen.
Dann, als das Schiff Tahiti erreicht, sind die ersten ernsthaften Konfrontationen zwischen
Bligh und Christian vorprogrammiert: Fletcher verliebt sich in eine Einheimische. Doch
trotz aller in Tahiti aufgekeimten Emotionen sticht die Bounty einige Monate später
wieder in See in Richtung Heimat. Bligh, der sich während der Reise zu einem
überdisziplinierten Tyrann entwickelt hat, tut alles, um den Männern und vor allem
Christian das Leben schwer zu machen. Fletcher sieht keinen anderen Ausweg als die
Meuterei.
Sinn und Zweck dieses Filmes
Da bislang viele Geschichten um die Meuterei auf der Bounty
kursierten und Captain Bligh zumeist als der absolute Tyrann und Menschenfeind dargestellt
wurde, versucht dieser Film das Geschehen noch einmal aufzurollen und so manches ein wenig
differenzierter aufzuzeigen. Leider wurde manches immer noch viel zu flach und lapidar
behandelt. Zwar läuft der Film insgesamt gewaltig anmutende 130 Minuten, doch ist diese
Spanne noch viel zu kurz, um genügend Zeit für die Beleuchtung der Figuren, vor allem
des Verhältnisses Captain Bligh zu Fletcher Christian, zu finden. Statt dessen sieht der
Zuschauer vor allem eine rasante Handlung, in der so manches passiert. Action-Freunden
kann dieser Film auf jeden Fall ans Herz gelegt werden, ebenso denen, die sich für die
Skizzierung der Geschichte der Bounty interessieren.
Ist Captain Bligh letzten Endes aber nun wirklich der unmenschliche Tyrann? Diese Frage
ist schwierig zu beantworten, da Bligh in diesem Film etwas unausgeglichen gezeichnet
wurde. Zunächst ist er der nette Freund von Christian, dann der liebende Familienvater,
zeigt zwischendurch jedoch schon extrem starke Ambitionen, etwas besonders Gewaltiges und
Monumentales zu erreichen. Letztlich ist es wohl dieser Drang, etwas zu schaffen, weswegen
andere stolz auf ihn hinauf blicken würden, der Bligh in den vermeintlichen Tyrannen
verwandelt. Schon im Voraus vor Antritt der Reise plant er Demoralisierungspotentiale ein,
die der Mannschaft in die Quere kommen könnten - und will diesen sofort mit
Kompensationsmaßnahmen - wie beispielsweise obligatorischem Extremtanzen -
entgegenwirken. Dass dieser Zwang aber keine Entspannung bzw. ein Ventil ist, kann er in
seinem Schaffenswahn nicht verstehen. Ebenso kann er die Todesängste der Crew nicht
einsehen, als diese beim problematischen Passierens des Cap Horn vor Panik fast vergeht.
Für ihn zählt nur die Aussicht auf das Ziel, dafür ist ihm jeder noch so rabiate Weg
recht.
Bei all dieser rabiaten Behandlung durch Bligh ist es dann natürlich kein Wunder, dass
sich die Besatzung für Tahiti und deren Damenwelt begeistern kann. Hübsche
Einwohnerinnen mit blanken Brüsten zeigen den jungen Männern, dass es Schöneres gibt,
als sich pausenlos von einem verbissenen Kommandanten hin- und herschicken zu lassen und
dessen utopische Pläne zu unterstützen. An Meuterei denkt zu diesem Zeitpunkt gewiß
noch niemand. Man will sich lediglich von den Strapazen der bisherigen Schiffahrt
entspannen und seinen Trieben frönen. Dem disziplinierten und moralisch-couragiertem
Bligh gefällt das sexuell gelöste Leben seiner Männer ganz und gar nicht. Solange sie
auf Tahiti bleiben, nämlich während die von ihm so sehr ersehnten Brotfrucht-Pflänzchen
wachsen, kann er dagegen jedoch wenig unternehmen. Erst nachdem die Bounty wieder in See
gestochen ist, kann er wieder zu seinen alten Schickaniermethoden greifen und verschärft
diese noch, weshalb auch immer. Ich meine, er macht dies aus Enttäuschung über das
Verhalten der Männer, die sich in seinen Augen einfach falsch verhalten und sich gehen
haben lassen. Es wird gepeitscht, es wird gefoltert und die gesamte Crew entwickelt einen
enormen Haß gegen den verbissen-verbitterten Captain, der zu allem Überfluß noch einmal
Cap Horn durchqueren will. Der Haß gegen Bligh in Kombination mit der Sehnsucht nach
Tahiti verleitet die Männer, allen voran den extrem verliebten Christian, zur Revolte.
So verständlich diese Meuterei auch sein mag - Bligh ist dennoch ein Mensch, zeigt dies
auch, und manchmal sind seine Handlungsmotive zu verstehen: Er hat sich schon zu Anfang
des Filmes ein Ziel gesetzt, in welches er sich auf der Fahrt immer mehr hineinsteigert.
Erregung spiegelt sich in seinen Augen, wenn er von seinem Vorhaben, der Weltumrundung,
spricht. Solch ein Ausdruck der Freude ist eindeutig eine menschliche Regung. Er wird
sogar noch menschlicher: Wenn Bligh seine Logbuch-Einträge schreibt, hören wir zarteste
Worte, die er an seine Familie, hauptsächlich an seine Frau, adressiert. Besonders beim
Schreiben dringt Blighs sehr emotionale Menschlichkeit durch: Er liebt und vermißt seine
Familie sehr, und er wünscht sich, dass sie auf ihn stolz sein können. Auch die als
Rahmen und Strukturgestell nützende Anhörung vor Gericht verdeutlicht, dass Bligh von
Emotionen im Grunde nur so vollgestopft ist: Nervosität, Furcht, Wut und später auch
Freude und Erleichterung (sehr schön durch Tränen ausgedrückt) spiegeln einen Teil aus
Blighs Gefühlswelt wieder.
Anthony Hopkins hat in diesem Film wieder einmal großartige Arbeit geleistet. Es ist
herrlich, wie er in dem Film schreit, wie er sich freut, wie er weint, wie er teilweise
besessen, fast schon ein wenig irrsinnig erscheint. Eine grandiose Leistung!
Das gleiche Kompliment geht an Mel Gibson, der in diesem Film noch überraschend gut und
jung aussieht. Besonders faszinierend finde ich die Szene, in der Christian den Captain
lauthals anschreit und alle vorher aufgestauten Emotionen in einem gewaltigen Rausch aus
ihm hervorbrechen. Klasse!
Fazit
Trotz der mangelhaften Beleuchtung der Figurenverhältnisse
untereinander ist The Bounty meines Erachtens ein gelungener Film, der auch in
Sachen Optik und Musik überzeugen kann.
© 2001 by Nadine S.
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