A Chorus of Disapproval
Alles nur Theater

GB 1989
Regie: Michael Winner / Produzent: Michael Winner / Drehbuch: Michael Winner u. Alan Ayckbourn nach seinem Theaterstück
Mit: Anthony Hopkins (Dafydd Ap Llewellyn), Jeremy Irons (Guy Jones), Prunella Scales (Hannah), Jenny Seagrove (Fay Hubbard), Gareth Hunt (Ian Hubbard) u.a.

Der unbedeutende Angestellte Guy Jones (Jeremy Irons) läßt sich nach dem Tod seiner Frau zurück in seine alte Heimatstadt Scarborough an der englischen Küste versetzen. In einer netten Wohnung zur Untermiete untergekommen, weiß er bald nichts mehr mit seiner Freizeit anzufangen. Durch eine Zeitungsannonce wird er auf eine Laienspielgruppe im Ort aufmerksam. Noch am selben Abend begibt er sich zum Vorsingen. Leiter dieser Spielgruppe ist der schrullige, ältere Waliser Dafydd Ap Llewellyn (Anthony Hopkins). Guy wird in die Gruppe aufgenommen und freundet sich mit Dafydd an. Schon bald lernt Guy dessen Frau Hannah kennen. Beide verlieben sich in einander und stürzen sich in eine Affäre.
Guy mausert sich nicht nur in der Spielgruppe, sondern auch bald zum Ortscasanova. War es zuerst nur Hannah, so "beglückt" er auch bald andere Frauen in der Gruppe. Der ganze Ort weiß bald davon, nur Dafydd scheint blind zu sein. Die Affäre mit Fay Hubbard wird Guy jedoch zum Verhängnis. Fays Ehemann drückt generös ein Auge zu, da er hofft, mit Guys Hilfe ein Geschäft mit dessen Arbeitgeber zu machen. Die Firma geht jedoch pleite, Fays Mann verliert viel Geld dabei und Guy wird ein weiteres Mal versetzt. Aus Rache erzählt Fays Ehemann Dafydd von der Affäre zwischen Guy und Hannah. Die beiden Freunde geraten in einen Disput und trennen sich in Feindschaft. Nachdem Guy seinen Auftritt mit der Theatertruppe hinter sich hat, verläßt er die Stadt...

Wenn man etwas Böses über diesen Film sagen kann, dann eigentlich nur, daß es nichts Schlechtes daran gibt, daß er fast zu gut erscheint, um zu existieren. Bei genauerer Betrachtung wird einem aber auch klar, warum das so ist. Da ist zum einen Jeremy Irons, der seinem Guy Jones so viel Naivität und doch Schlitzohrigkeit verleiht, daß es einen immer wieder zum Schmunzeln bringt. Wie kann man diesem liebenswerten Kerl, der anscheinend nicht weiß, was er da tut, böse sein? Zumal er seine Sache (in beiderlei Hinsicht) gut macht. Die Damen sind beglückt und der Operettenregisseur auch. Guys Fehler ist es nur, die falsche Position in der Firma zu haben. Das bringt ihn schließlich zum Scheitern.
Und dann ist da natürlich noch Anthony Hopkins in Hochform. Sehr schrullig, sehr exzentrisch, aber ungeheuer liebenswürdig. Mit seiner verschrobenen Art und seinem walisischen Nationalstolz ("You're not Welsh, aren't you?") bringt er einen immer wieder zum Lachen. Es tut einem schon fast weh, wie naiv er Guy gegenüber ist. Für Dafydd scheint es nichts Böses in der Welt zu geben. Machmal scheint es aber auch so, daß seine Arbeit in der Gesangsgruppe ("Problems, more bloody problems!") ihn blind für alles macht, was um ihn herum geschieht. Es bricht einem fast das Herz, als er den Verrat des Freundes erkennt.
Zu Prunella Scales als Hannah bedarf keiner weiteren Worte. Es fällt einem leicht, Verständnis für diese einsame Frau eines Workaholics aufzubringen. Welche Frau würde sich die Chance entgehen lassen, wenn frisches Blut in die Gemeinde kommt? Die scheu und schüchtern wirkende und doch mit Bedacht handelnde Hannah weiß genau, was sie tut. Aber man kann ihr einfach nicht böse sein.
Ein bißchen Sex-Appeal bringt die blonde Jenny Seagrove in die Sache. Ihre Fay Hubbard ist teilweise hart am Rande des Klischees angelegt, aber nicht weniger überzeugend. Wie sie den armen Guy, um die Interessen ihres Mannes zu wahren und selbst ein wenig Spaß zu haben, umgarnt, ist schon eine wahre Augenfreude und ein weiterer Test für das Zwerchfell.
Regisseur Michael Winner hat mit seinen Darstellern, die er famos zu führen wußte, einen Glücksgriff getan und bestimmt nicht mit Zitronen gehandelt. Er bewies mit seiner Arbeit ein sicheres Gefühl für Timing. Es ist nicht leicht, eine Komödie zu produzieren, ohne dabei ins Alberne abzurutschen. Michael Winner zeigt das sichere Gefühl eines Profis und brachte auch den sozialkritisch angehauchten Hintergrund der Story herüber. Da kann man sich nur wundern, warum dieses gute Stück in Zeiten von Die nackte Kanone nicht auch in bundesdeutschen Kinos gezeigt wurde.

© 1992 by Bob H.
(Hopkins Files Nr.1)

 

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