Dark Victory
Solange die Liebe lebt

USA 1976
Regie: Robert Butler / Produzent: Jules Irving / Drehbuch: M. Charles Cohen
Mit: Elizabeth Montgomery (Katherine Merrill), Anthony Hopkins (Dr. Michael Grant), Michele Lee (Dolores), Michael Lerner (Manny) u.a.

Katherine Merrill (Elizabeth Montgomery) ist eine junge erfolgreiche Fernsehproduzentin, die nach dem Scheitern ihrer Ehe ganz in ihrem Beruf aufgeht. Häufig auftretende Kopfschmerzen ignoriert sie - bis ihre Freundin Dolores (Michele Lee), die sich deswegen Sorgen macht, ein Treffen mit dem Arzt Michael Grant (Anthony Hopkins) arrangiert. Dr. Grant rät zu einer sofortigen Operation. Die anschließende Diagnose ist niederschmetternd: bösartiger Gehirntumor. Katherine hat nur noch wenige Monate zu leben.
Einziger Trost in Katherines Verzweiflung ist Dr. Grant. Beide haben sich ineinander verliebt und versuchen nun, die verbleibende Zeit zu genießen...

Dark Victory ist die Neuverfilmung des gleichnamigen Schwarzweißklassikers aus dem Jahr 1939, der in Deutschland unter dem Titel Opfer einer großen Liebe lief. Unter der Regie von Edmund Goulding spielten damals Bette Davis und George Brent die Hauptrollen. Die Nebenrollen waren mit Namen wie Humphrey Bogart, Geraldine Fitzgerald sowie Ronald Reagan gleichfalls prominent besetzt. Doch trotz der großen Namen, konnte auch das Original nicht über die triviale Handlung hinwegtäuschen. Der Arzt, der sich in eine sterbenskranke Patientin verliebt - das ist der Stoff, aus dem die Schnulzen sind! Und sentimentale Schnulzen sind sie dann auch alle beide geworden, sowohl Original als auch Remake. Schwer zu sagen, welche Verfilmung letztendlich die bessere ist...
Das Original kann zweifelsohne mit der Trumpfkarte Bette Davis aufwarten; Elizabeth Montgomery kann ihr in der 76'er Neuverfilmung wahrlich nicht das Wasser reichen. Über weite Strecken des Films bleibt ihre Figur eher uninteressant und blaß. Einmal so richtig aus der Haut fahren darf sie erst, als Katherine erfährt, daß sie nicht mehr lange zu leben hat und hysterisch reagiert; da konnte ich als Zuschauer jedoch leider nur wenig Mitgefühl aufbringen und fühlte mich statt dessen eher genervt.
Das größte Manko des Remakes ist jedoch seine Spieldauer von weit mehr als zwei Stunden. In Anbetracht der dünnen Handlung sowie der Dialoge, die durchweg nicht sehr viel hergeben, ist das einfach zu lang. Und als typische Fernsehproduktion besitzt Dark Victory auch nicht den künstlerischen Anspruch, der die Überlänge in irgendeiner Weise rechtfertigen könnte.
Der deutsche Titel Solange die Liebe lebt führt den Zuschauer übrigens ausnahmsweise mal nicht in die Irre, sondern bezeichnet diesen Schmachtfetzen einigermaßen treffend. Da weiß man sofort, worauf man sich einläßt!
Für den Hopkinsianer, den nichts so leicht erschüttern kann, hält Dark Victory aber dennoch ein paar hübsche Szenen mit dem jungen Anthony Hopkins in der Rolle des Doktors parat. In einer kurzen Sequenz am Strand läßt der Waliser gar ganz die Hüllen fallen, wobei jedoch die Kamera einen sicheren Abstand von mindestens 100 Metern wahrt, so daß man natürlich gar nichts sieht! (So ein Ärger aber auch!) Außerdem gibt's ein paar zotige Autoszenen sowie diverse haarsträubende Dialoge, in denen kein Klischee ausgelassen wird. Hier eines der witzigsten Beispiele:
Katherine: "Michael, magst Du mich?"
Michael: "Ich bin verrückt nach Dir."
Katherine: "Nein. Ob Du mich magst."
Michael: "Oh ja, ich mag Dich. Lieber als irgend jemanden auf der ganzen Welt. Du bist meine Geliebte, meine Freundin. Oh ja, ich mag Dich."
Katherine: "Und ich mag Dich.... Findest Du mich hübsch?!"
Michael: "Nein, Du bist schön."
Katherine: "Hab' ich einen guten Körper?"
Michael: "Dein Körper ist wunderschön. Er ist so warm und weich." - usw. usw. usw.
Und solange die Liebe lebt, wird derartig "geistreiches" Bettgeflüster vielleicht sogar verziehen! - Verzeihlich ist wohl auch die im Film unübersehbare Tatsache, daß sich Anthony Hopkins während der Dreharbeiten noch vorwiegend von Tequila Sunrise und anderen Spirituosen ernährte. Das Entstehungsjahr von Dark Victory (1975) war gleichzeitig Höhe- und Endpunkt von Hopkins' Alkoholsucht. Die Spuren einiger ausschweifender Trinkgelage sind seinem Gesicht oft nur allzu deutlich anzusehen. Ob nun die Filmszene, in der Michael ein wenig zu tief ins Weinglas schaut, einfach nur gut geschauspielert ist oder vielmehr Hopkins' alkoholisierten Zustand an diesem Drehtag geschickt zu vertuschen sucht, soll mal dahingestellt bleiben...
Ganz und gar nicht verzeihlich ist meines Erachtens allerdings die Wahl des Synchronsprechers Volker Brandt, der Hopkins' Dr. Grant in der deutschen Fassung plaudern läßt. Um nicht ständig das Bild von Michael Douglas in Die Straßen von San Francisco vor Augen zu haben, dreht man am besten den Ton des Fernsehers ganz ab. Die Dialoge sind wie gesagt eh nicht sonderlich berauschend! - Noch besser und wesentlich erträglicher ist es natürlich, sich die englische Originalfassung anzuschauen.
Zu guter Letzt noch ein Wort zu Elizabeth Montgomery: Die Schauspielerin starb vor ein paar Wochen an einem Gehirntumor. Wie war das doch gleich? Manchmal imitiert das Leben die Kunst?

© 1995 by Bettina B.
(Hopkins Files Nr.14)

 

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