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Howards
End II - Return to Howards End
Hallo, Howards End!Regie: Danny
deVito, Steven Spielberg / Produktion: Donald "trotz Ivana noch solvent" Trump /
Drehbuch: Rolf Fix & Foxi Kauka / Kamera: Nikon Minolta / Musik: Die toten
Hosen
Mit: Sir Anthony Hopkins (Henry Wilcox), Emma Thompson (Margaret Schlegel-Wilcox), Jean
Claude van Damme (Edward Wilcox) Raimund "das Kartoffelbrei-Wunder" Harmsdorf
(Sky Scraper), Arnold Schwarzenegger (Ty Break), Kevin Costner (Der Fremde mit dem Wolf)
u.a.
Nach den tragischen Ereignissen bei den Wilcox', ist nun
Ruhe eingekehrt. Margaret (Emma Thompson) konnte ihren Mann Henry (Anthony Hopkins) dazu
überreden, nun doch nach Howards End zu ziehen. Zum allgemeinen Glück fehlt jetzt nur
noch ein Erbe. Und da Henry zu alt und Margaret zu emanzipiert ist, kommt eigener
Nachwuchs nicht in Frage. Doch Margaret erinnert sich an einen jungen Mann aus den Tagen
ihres sozialen Engagements. Schnell ist der junge Edward (Jean Claude van Damme) in den
Docks von London gefunden, adoptiert und in die Gesellschaft integriert. Nun könnte das
Leben einen gewohnten Gang nehmen, wäre da nicht Howards End und der fiese Spekulant Sky
Scraper (Reimund Harmsdorf). Er hatte schon zu Zeiten der verstorbenen ersten Mrs.Wilcox
versucht, sich das schöne Anwesen unter den Nagel zu reißen, um daraus ein Heim für
pensionierte Schwerverbrecher zu machen. Unter diesen durchaus noch rüstigen Herren
finden sich schnell ein paar willige Schergen. Sie überfallen nachts das Anwesen,
verprügeln Edward und Henry und stehlen Margarets Puderdose. Nun reicht es dem jungen
Edward. Er schließt sich dem AKFJCM (Assiatischer Kampfsport für christliche junge
Männer) an und wird unter die Fittiche des großen Lehrers Ty Break (Arnold
Schwarzenegger) genommen.
Unter dessen gehen die Einschüchterungsversuche Sky Scrapers weiter. Endlich, nach drei
Monaten härtestem Training, stellt sich Edward dem Kampf. Er stürmt Sky Scrapers
Stadtbüro, verprügelt auf einen Schlag 15 der durchaus noch rüstigen Schwerverbrecher
und holt Margarets Puderdose aus dem Besitz Sky Scrapers zurück. Von dieser Aktion
völlig eingeschüchtert, verspricht Sky Scraper, die Wilcox in Frieden zu lassen und sich
mit seinen durchaus noch rüstigen Schergen pensionieren zu lassen. In einem wahren
Triumphzug kehrt Edward mit der Puderdose nach Howards End zurück. Einen Moment von Henry
allein gelassen, gesteht Margaret Edward ihre schon lange währende Liebe. Doch Edward
weist sie ritterlich zurück. Zuviel hat er Henry und ihr zu verdanken. Und außerdem
würde Henry das sowieso nicht überleben. Und wie würde das dann aussehen? Er, Edward,
als strahlender Held zurückgekehrt, Henry abgekratzt und er und Margaret als Alleinerben.
Nein, nein!! Edward packt seine sieben (oder waren es zehn?) Sachen, sattelt sein
Lieblingspferd Ponderosa und reitet mit dem wie aus dem Nichts aufgetauchten Fremden mit
dem Wolf (Kevin Costner) in den Sonnenuntergang seinem nächsten Abenteuer entgegen.
© 1993 by Bob H.
(Hopkins Files Nr.7)
Kritik
Das von Donald Trump für nur 340 Millionen Dollar
produzierte und von Danny deVito und Wunderkind Steven Spielberg einfühlsam verfilmte
Epos Return to Howards End ist ein Kinoerlebnis der Extraklasse. Bereits in der
ersten Woche schlug Rolf Kaukas Comicbuchverfilmung alle bisher dagewesenen Rekorde an den
Kinokassen und übertraf selbst die Erfolge von Jurrasic Park und E.T.
Dies nicht zuletzt dank einer cleveren und groß angelegten Werbestrategie: Angefangen von
aufblasbaren und maßstabgetreuen Howards Ends, von denen sich laut Statistik mittlerweile
in jedem dritten bundesdeutschen Garten ein Exemplar befinden dürfte, bis hin zu
Puderdosen und niedlichen Wilcox-Puppen; Das Merchandising für Return to Howards End
ließ nichts aus, was die NEW YORK TIMES neulich mit der treffenden Schlagzeile
quittierte: "Eine Puderdose erobert die Welt!"
In der Tat ist es Margarets Puderdose, die in der Kritik stets als der eigentliche Held
der Geschichte gefeiert wird und zahlreiche verschiedene Interpretationen zuläßt. Das
Symbol der Puderdose steht stellvertretend für die ästhetischen Grundwerte des
edwardianischen Zeitalters, während der Verlust dieser Werte, der Raub der Puderdose,
gleichbedeutend mit dem Verfall der Schönheit durch Krankheit und Tod ist. Mit dem
Diebstahl der Puderdose durch den rücksichtslosen Spekulanten Sky Scraper (und die
durchaus noch rüstigen pensionierten Schwerverbrecher) wird das Zeitalter der
Industrialisierung, des Kapitalismus und der Dekadenz eingeläutet. Auch die Farbe der
Puderdose, ein scheußlich leuchtendes Dunkelrot, nimmt die Schrecken des zweiten
Weltkrieges vorweg und ist gleichzeitig eine gelungene Anspielung auf die Probleme unserer
Zeit, auf das Zeitalter von Aids und moderner Gentechnologie.
Doch neben den symbolischen Strukturen des Films, der herrlich geradlinigen und
malerischen Kameraführung Nikon Minoltas sowie der einfühlsamen Regiearbeit von DeVito
und Spielberg sind es vor allen Dingen die sehenswerten Leistungen der Schauspieler, die
bestechen und den Zuschauer von der ersten bis zur letzten Minute fesseln. Allen voran
Emma Thompson als Margaret Schlegel-Wilcox, die einmal mehr unter Beweis stellt, daß
Feminismus und Emanzipation kompromißbereit zu sein haben. Dies wird in der
eindrucksvolle Szene deutlich, in der Tyrann Henry (großartig gespielt von Anthony
Hopkins) den Frühjahrsputz auf Howards End in ein heilloses Durcheinander verwandelt und
zudem das Geschirr auch nicht richtig sauber spült. Seine Frau Margaret aber schimpft
nicht mit ihm, sondern hat für Henrys chaotische Haushaltsführung nur ein mildes
Lächeln übrig. Auch über das versalzene Mittagessen beklagt sich Margaret nicht.
Auch Jean Claude van Damme brilliert in seiner vielschichtigen Rolle des Adoptivsohns
Edward. Die moderne Tricktechnik machte es möglich, und mit Hilfe aufwendiger
Computertechnologie gelang es, der Mimik des Schauspielers mehrere verschiedenartige
Gesichtsausdrücke und Nuancen hinzuzufügen. Auch die Kampfszenen des Films sind fast
ausschließlich Computer animiert. Lediglich Anthony Hopkins bestand darauf, seine Stunts
selbst zu machen.
Die größte Neuentdeckung ist jedoch zweifelsohne Arnold Schwarzenegger, der in diesem
Film über sich selbst hinaus wächst und die Herausforderung annahm, seinen Wortschatz um
drei weitere ganze Sätze zu erweitern. Ein Linguist sowie zwei Englischprofessoren
unterstützten den Österreicher hierbei und betreuten das harte und zeitaufwendige
Trainingsprogramm. Aus Gründen der Verständlichkeit mußte Schwarzeneggers Part zwar
nachträglich neu synchronisiert werden, doch der Schauspieler betrachtet diesen Umstand
keineswegs als Mißerfolg: "My english is a strong piece," ließ er die Presse
wissen.
Auch die Nebenrollen in Return to Howards End sind großartig besetzt. Raimund
Harmsdorf dürfte als Spekulant Sky Scraper den internationalen Durchbruch geschafft
haben. Die Szene, in der er mit bloßen Händen eine geschälte Banane zerquetscht, zählt
zu den wunderschönsten im ganzen Film. Aber auch Kevin Costner als der Fremde mit dem
Wolf besticht durch sein sonnengebräuntes Gesicht und einen gesellschaftskritischen
Haarschnitt.
Return to Howards End ist einer der schönsten Filme dieses Jahres und eine
gelungene Fortsetzung des ersten Teils. Zweifelsohne wird DeVitos und Spielbergs
Engagement mit einem wahren Oscar-Regen belohnt werden, so daß man sich jetzt schon auf
die 66th Academy Awards im nächsten Jahr freuen darf!
© 1993 by Bettina B.
(Hopkins Files Nr.7) |
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