Instinct Instinkt USA 1999 Der Schein trügt Wenn wir in ruhigen Momenten entspannt durch die Wälder
schreiten, haben wir uns dann nicht alle schon einmal vorgestellt, wie schön und
friedlich diese Welt doch sein könnte, hätte man sie so belassen wie sie vor Urzeiten
war - als der Mensch noch in völligem Einklang mit der Natur war? Wahrscheinlich hegten
solche Gedanken schon viele von uns Menschen, doch im nächsten Moment, wenn wir aus dem
grünen Baumdschungel herausgetreten waren, stiegen wir in unser Auto und fuhren nach
Hause, um uns vor den Fernseher oder vor den Heimcomputer zu setzen. Inhalt Der Anthropologe Dr. Ethan Powell (Anthony Hopkins) sitzt in Afrika wegen zweifachen Mordes im Gefängnis. Eines Tages wird er der USA übergeben und dort in die psychiatrische Abteilung eines maroden Gefängnisses in Miami eingewiesen. Dort herrschen grausame Verhältnisse: Aufseher prügeln zu ihrem eigenen Spaß die Gefangenen und versuchen, die Gefangenen gegeneinander aufzuhetzen. Währenddessen steht der junge Psychiater Dr. Theo Caulder (Cuba Gooding, jr.) vor dem Durchbruch in einem kniffligen Fall. Als ihm sein Vorgesetzter Ben (Donald Sutherland) vom Fall Powell erzählt, möchte Theo diesen übernehmen, um seine Karriere damit einen entscheidenden Schritt voranzutreiben. Er bekommt seine Chance und darf das Gutachten schreiben. Nur sehr langsam gelingt es Caulder an Powell heranzukommen und ihn zu den damaligen Vorfällen in Afrika zu befragen. Schließlich teilt ihm Powell die ganze Geschichte mit: Ethan war damals in Afrika, um das Verhalten von Berggorillas zu beobachten. Im Laufe der Zeit akzeptierten die Tiere den Mann als einen Gruppenangehörigen. Irgendwann wurde die Idylle von einer Gruppe afrikanischer Wilderer jäh zerstört. Als Powell seine Gorillagruppe verteidigen wollte, kamen dabei zwei der Wilderer ums Leben. Nachdem Theo die ganze Wahrheit weiß, glaubt er, dass Powell bei einer Anhörung vor Gericht gute Chancen auf eine Freilassung haben würde. Doch aufgrund der untragbaren Verhältnisse im Gefängnis kommt es niemals dazu... Gedanken Dieser Film ist wahrlich erstaunlich. Zunächst, wenn man
Dr. Ethan Powell in der Anfangsszene durch den Flughafen flitzen sieht, hat man das
Gefühl und zudem das offensichtliche Faktum vorliegen, es mit einem brutalen Wilden zu
tun zu haben. Kraftvoll schmeißt er sich gegen jeden Menschen, der ihm in den Weg kommt,
den letzten, den er ergreifen kann, schlägt er sogar fast tot. Viele Filmminuten später
sieht man dann die ganze menschliche Herrlichkeit des Dr. Ethan Powell: Er sitzt mit
seiner Tochter Lyn am Tisch und führt ein sehr gefühlvolles Gespräch, ergreift am
Schluß sogar noch zärtlich ihre Hand. Diese Entwicklung des Anthropologen vom scheinbar
Wilden zum geschniegelten Anzugträger ist aber keineswegs unrealistisch oder plötzlich.
Ganz im Gegenteil. Nachdem man nach und nach die Geschichte des Dr. Powell und seiner
Gorillas erfahren hat, ist es eigentlich absehbar, dass er ein völlig normaler Mensch ist
und sich auch so verhält bzw. dementsprechend verhalten kann. Hierzu trägt in enormen
Maße Theo bei. Er ist in dem abscheulichen Gefängnis der einzige, der den Anthropologen
mit Würde und Respekt behandelt. Denn ganz anders, als man vorher dachte, hat Powell
während seiner zwei Jahre inmitten der Gorilla-Gruppe nicht das Verhalten der Tiere
angenommen, wurde nicht zu einem von ihnen, sondern waren es die Gorillas, die ihn
akzeptierten, die ihn als Mensch in ihrer Mitte aufnahmen. Das einzige, was Powell tat: Er
hatte aufgrund der neuen Lebensbedingungen im Dschungel seine ureigenen Instinkte
wiederaufleben lassen - war aber immer noch ein Mensch, es hat, wie Powell im Gespräch
mit Caulder selbst sagt, "keine Mutation" stattgefunden. Darstellung Alle Schauspieler legen sich in diesem Film mächtig ins
Zeug und können absolut überzeugen. Mit weitem Abstand brillieren hier aber vor allem
Cuba Gooding, Jr. und Anthony Hopkins. Gooding kann hier besonders aufgrund seiner Mimik
und seiner etwas yuppiehaften Darstellung überzeugen. Es ist klasse, wie er als Caulder
die schlauen Worte des Anthropologen beispielsweise mit passenden Anmerkungen über dessen
Familie auskontert. Hopkins spielt wie gewohnt überragend, begeistert sowohl durch seine
eindringlichen Erzählungen über das Zusammenleben seiner Figur mit den Berggorillas als
auch durch die Kraftakte, die er im Laufe des Filmes vollbringt. Fazit Ein ungewöhnlicher Film, der aber auch ungewöhnlich gut und ausdrucksstark ist. Es ist mir unbegreiflich, warum er so miserable Kritiken erhalten hat. Vielleicht wollten die Kritiker die Mißstände, die in Instinkt aufgezeigt werden, nicht wahrhaben. © 2001 by Nadine S. |
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