Wozu das ganze?

"I would never wanna belong to any club that would have somebody like me for a member."
Groucho Marx

Als mir Woody Allen diesen Satz gleich am Anfang von Annie Hall (Der Stadtneurotiker) mit der für ihn typischen hektischen Gestik ins Gesicht schmetterte, mußte ich feststellen, daß der Mann irgendwie recht hat! Einem Club beizutreten - das hieße ja, mit Leuten zu verkehren, die mit der gleichen Macke wie man selbst in der Welt herumlaufen! Und wenn ich eine Schwäche für etwas oder jemanden, eine Leidenschaft oder ein Hobby schon als "Macke" bezeichne, kann das unweigerlich nicht nur Positives bedeuten.
Ich muß zugeben, daß ich mich mit meiner Macke immer noch nicht so recht abgefunden habe, oder mich zumindest frage, wie um alles in der Welt ich dazu komme, für einen Mann zu "schwärmen" (mir hat das Wort noch nie gefallen), der 38 (!) Jahre älter ist als ich, - und was mir das ganze eigentlich für mich und mein Leben bringt! Da stehe ich nun mit meinem verdammten Abi in der Hand und weiß nicht, wo ich eines Tages einmal hin möchte... Ich finde diese und ähnliche Gedanken in dem Leben eines Mannes wieder, der mir spätestens seit dem Moment sympathisch war, als er mit einem Oscar in der Hand vor zwei Milliarden Zuschauern seiner Mutter in Wales "Hallo" sagte. Und ich habe gesehen, er hat es trotz seiner Zweifel, der einsamen Kindheit und Perspektivlosigkeit geschafft, "ganz nach oben zu kommen". Nun ist es nicht gerade das, was ich will: Nach oben kommen (was immer das für mich heißen mag...), dafür fehlt mir der Ehrgeiz und das nötige Selbstvertrauen. Doch Tony "has made it" und ist an einem Punkt in seinem Leben angelangt, an dem ihn nichts mehr aus der Ruhe bringen kann, er lebt mit sich und seiner Umwelt in völliger Übereinstimmung. Kein Hetzen mehr, kein Sich-beweisen. Diesen Zustand halte ich für den erstrebenswertesten im Leben überhaupt! Das einzige, wovor man noch Angst haben muß, ist, alt und schwach zu werden; zusehen zu müssen, daß der eigene Körper nicht mehr so kann, wie man gerne möchte...
Nun bin ich sicherlich nicht erst durch Sir Anthonys Lebenseinstellung zu seinem Bewunderer avanciert, denn die kenne ich ja erst seit Kürzerem. Wie beschrieb es doch Callan in seiner Biographie so treffend? Anfangs fand er Tony "faszinierend", und später erst, nach intensiven Recherchen "fesselnd", "hypnotisierend". Es ist, als taucht man in sein Leben ein - und nach und nach findet man etwas von seiner eigenen kleinen Welt darin wieder.
Zuerst waren es die Filme, die mich interessierten; Dann erst fiel mir der Mann auf, sein Äußeres und seine Art zu spielen. Doch seit ich die groben Züge seines Lebens kenne - ja, ich kann es nicht besser formulieren - fesselt mich dieser Mensch.
Was ist das? Ein Nicht-zurechtkommen mit dem eigenen Leben und die daraus resultierende, ablenkende Bewunderung für das eines anderen, der seine schwersten Zeiten bereits hinter sich gebracht hatte, als ich gerade einmal mein erstes Fläschchen bekam? Ist das meine "Macke"? Ich kann es wirklich nicht sagen.
Aber wenn ich sage, Groucho Marx hat recht mit seinem Satz, dann steckt darin ja eine Unzufriedenheit mit mir selbst. Das Erstrebenswerte für Mr.Marx ist es, sich von den Leuten zu distanzieren, die genauso sind, wie man selbst. - Aber wieso? Könnte die Welt dadurch zu einseitig betrachtet werden? Sind es nicht die Ansichten ganz verschiedener Menschen - jung & alt, reich & arm, Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen etc. etc., die einem die Augen öffnen und den Blickwinkel auf das Leben erst über den eigenen Horizont hinaus erweitern? Diese Fragen beantworte ich natürlich mit JA! Ja, ich finde es wichtig, andere Menschen zu treffen, denn man kann von ihnen und ihren Erfahrungen lernen. Vielleicht haben mich aus diesem Grunde schon immer ältere Herren mehr interessiert als junge Männer: Mit 56 hat man eben schon mehr durchgemacht als mit 20!
Und der Association bin ich u.a. auch deshalb beigetreten: Wer wie ich denkt, Anthony Hopkins ist der größte Schauspieler, den wir zur Zeit haben, muß einfach "nett" sein, sozusagen mit mir seelenverwandt, doch wohl kaum genau wie ich! Und daß die meisten von Euch nun auch noch älter sind als ich, kann mir ja nur recht sein...
Was mir das ganze bringt? Well, eine riesige Menge Spaß - denke ich nur an das Clubtreffen im Juni oder meinen bisher (fast) schönsten Urlaub mit Anne und Katja. Ich kenne nun ein paar Leute, die sich mit dem beschäftigen, womit auch ich einen Teil meiner Freizeit verbringe. Durch all Eure Gedanken - ich denke da besonders an Bettinas und Bennets Versuch der Klärung ihres Fan-Daseins oder an Matthias' "Hineindenken" in Dr. Lecter oder oder..., die mir außerordentlich gut gefielen - lerne ich nebenbei auch etwas über mich selbst; das soll ja hin und wieder auch recht interessant sein! Außerdem ist es einfach schön, durch die File immer wieder ein Stück Kreativität von Euch allen genießen zu können (Hey, Bergk-Entertainment & Katja: I'm your biggest fan!)! Darüber hinaus ist eine Clubzeitung auch recht wirksam als Ventil tätig, um beispielsweise die Opfer mit solchem Zeugs hier vollzudröhnen (I don't know what the hell I'm talking about here...)! Kurz: Ich habe ein weiteres Hobby, das ich mit Euch zu teilen glaube - auch wenn meine unmittelbare Umgebung (sprich: Eltern) es absolut nicht verstehen kann, wieso man um Himmelswillen für eine simple, öde Theatervorstellung extra nach Mold fahren will! WAS DENN?! Das Leben muß in vollen Zügen genossen werden! Denn das schlimmste, was mir passieren kann, ist doch, daß ich eines Tages nicht mehr da bin! - Moment..., das habe ich doch irgendwo schon einmal gehört...

© 1994 by Krisl
(Hopkins Files Nr.10)

 

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