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Legends
of the Fall
Legenden der LeidenschaftUSA 1995
Regie: Edward Zwick / Produzent: Edward Zwick, Bill Witliff und Marshall Herskovitz /
Drehbuch: Susan Shilliday und Bill Witliff nach einer Erzählung von Jim Harrison / Musik:
James Horner
Mit: Brad Pitt (Tristan), Anthony Hopkins (William Ludlow), Aidan Quinn (Alfred), Julia
Ormond (Susannah), Henry Thomas (Samuel) u.a.
Der wilde Brad Pitt
Gestern schaute ich mir zum ersten Mal den vielseits
gescholtenen und nur wenig gelobten Film Legenden der Leidenschaften von 1994 mit
derart bekannten Schauspielern wie Brad Pitt, Anthony Hopkins und Aidan Quinn an. Ich ging
leider nicht ganz unbeeinflußt daran, den Film anzuschauen. Zuvor hatte ich schon etliche
Verrisse gelesen, die kaum etwas Gutes an dem Film gelassen hatten.
Inhalt
Leider ist die Handlung ein wenig dünn ausgefallen. Im
Grunde gibt es hier gar keine wirkliche Handlung, wie wir sie im üblichen Sinne kennen.
Viel mehr ist der Film ein Epos. Das Leben einer Familie wird über Jahrzehnte hinweg
beleuchtet, hierbei wird vor allem die im Grunde nie dynamische Entwicklung des mittleren
Sohnes herausgearbeitet.
Familie Ludlow, bestehend aus dem Vater, Colonel William Ludlow (Anthony Hopkins) und den
drei Söhnen Alfred (Aidan Quinn), Tristan (Brad Pitt) und Samuel (Henry Thomas), lebt
zurückgezogen auf einer Ranch in Amerika. Der Vater hat die Regierung satt und haßt den
Krieg. Anders seine Söhne. Sie wollen für ihr Land und auch England eintreten und ziehen
allesamt in den Ersten Weltkrieg. Samuel, der jüngste Sohn, überlebt diesen nicht.
Tristan gibt sich die Schuld an dessen Tod und kann andere Menschen um sich herum nur
schwer ertragen. Immer wieder werden durch seine Wildheit andere Menschen zu Opfern,
wenngleich er es zwischendurch auch schafft, eine Familie zu gründen. Die ursprüngliche
Familie bzw. das, was davon übrig geblieben ist, entzweit sich immer mehr.
Ich muß zugeben, dass es mehr als schwierig ist, die Vorfälle dieses Epos auf eine
akzeptable und nicht alles verratende Länge zusammenzufassen. Zuviel ist einfach nur
Erzählung anstatt Handlung. Aber deshalb muß die
Bewertung
dieses Filmes nicht unbedingt schlecht ausfallen. Ganz im
Gegenteil. Ich möchte vorausschicken, dass mir der Film alles in allem sehr gut gefallen
hat - und dass nicht nur ob des beeindruckenden Bilderwerkes der Landschaften oder wegen
des herrlich knackig aussehenden und überzeugend spielenden Brad Pitts. Meines Erachtens
ist es interessant anzusehen, wie sich der Hauptcharakter Tristan nach Schicksalsschlägen
wie dem Verlust seines jüngsten Bruders Samuel, während eines Hinterhalts der Deutschen
im Ersten Weltkrieg, verhält. In jenem Moment bricht seine Wildheit, die in seiner
Kindheit schon oftmals aufloderte, heraus. Direkt danach wirkt er sogar ein wenig
geisteskrank, als er mehrere Feinde eiskalt umbringt und dann skalpiert. Typisch für
seine Figur ist es, dass Tristan nach jeder größeren Eskalation, sprich wenn die
Wildheit in ihm zu sehr aufgestaut ist und nach Abreaktion schreit, das Weite sucht. Dann
kann er es bei seinesgleichen nicht mehr aushalten, will ihnen aber auch nicht wehtun -
wie beispielsweise als Tristan wieder einmal weggeht, nachdem er seine derzeitige Freundin
Susannah mit einem Messer fast erstochen hat.
Akzentuiert werden bei diesem Film auch Werte wie Gerechtigkeit, Stolz und Loyalität. Dem
entgegen stehen Antiwerte wie falsches Ehrgefühl, falscher Ehrgeiz, dem Drang, seinen
Eltern um jeden Preis gefallen zu wollen, und Untreue. Es ist interessant, wie realistisch
ausgewogen diese beiden positiv oder negativ gearteten Wertvorstellungen eingesetzt
werden.
Letzten Endes skizziert uns dieser Film ein gelebtes Leben mit allen Höhen und Tiefen,
mit Freud und Leid, mit Liebe und Haß - und bei Tristan mit Wahnsinn und geistiger
Entspanntheit.
Die Schauspieler sind allesamt überzeugend. Was ich als besonderer Anthony Hopkins-Fan
jedoch einfach nur grausam finde, ist der plötzliche körperliche Verfall der Figur des
Colonel William Ludlow. Was wollten die Macher des Filmes mit diesem extrem destruktiven
Schlaganfall bloß darstellen? Die grenzenlose Enttäuschung des Mannes über die Untaten
seines Lieblingssohnes Tristan? Die aufrückende Entzweiung der Familie? Die nicht
bewußte Unruhestifterei der verführerischen Susannah? Egal, Anthony Hopkins wird durch
die blödsinnige Verfremdung mit den hochstehenden weißen Haaren und die Anweisung, die
rechte Gesichtshälfte starr zu halten, verschandelt. Man hätte seine Figur generell ein
wenig mehr ausbauen können, vor allem aber hätte man ihm den Hauch des Lächerlichen und
Albernen nach dem Schlaganfall ersparen sollen - ja müssen. Nicht nur einmal habe ich
über die einfach nur blöde anmutende Gestalt mit dem Kreidetäfelchen um den Hals
geprustet, wenn nicht gar lauthals gegrölt. Durch die Verunstaltung des Äußeren kommt
das wirkliche Leid, das Ludlow zu ertragen hat, nicht zum Vorschein, was im Grunde ein
wenig schade ist.
Fazit
Keineswegs so schlecht wie aus dem Mund der Allgemeinheit
behauptet! Zwar kein wirklicher Reißer, aber durchaus ein sehenswerter Epos über das
Leben selbst. Über den eigenen Wahnsinn und wie man damit umgehen kann.
© 2002 by Nadine S.
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