Meet
Joe Black Rendezvous mit Joe Black USA 1999 Das Ende eines ereignisreichen Weges Sonderlich bekannt ist dieser Film, in dem hauptsächlich Brad Pitt und Anthony Hopkins im Vordergrund stehen, nicht - leider, wie ich sagen möchte. Denn der Film ist in meinen Augen äußerst sehenswert, auch wenn er phasenweise vom Boden der Tatsachen abzuheben scheint. Worum geht es? William Parrish (Anthony Hopkins), Gründer und Vorsitzender einer erfolgreichen Nachrichtenfirma, wird eines Tages vom Tod aufgesucht. Dieser hat sich im Körper eines Menschen (Brad Pitt) eingenistet und will von Parrish auf Erden umhergeführt und unterhalten werden - solange es für den Tod interessant bleibt, darf William noch auf Erden weilen. Joe Black, wie der Tod sich nennt, erlebt allerhand, nimmt an gemütlichen Familienessen im Hause Parrish teil, besucht Parrishs Vorstandsitzungen, weicht dem älteren Herrn kaum noch von der Seite und verliebt sich in Susan, die Tochter seines Opfers. Seine Anwesenheit sorgt für ein großes Durcheinander: Parrish wird aus seiner eigenen Firma gemobbt, und seine Tochter Susan verliebt sich unsterblich in den Tod. Am Tage seines 65. Geburtstages soll William Parrishs Reise ins Jenseits stattfinden. An jenem Tag eröffnet Joe Black ihm, dass er auch seine Tochter mitnehmen will... Der Tod in der Gestalt eines Menschen - ist eine solche Personifizierung wirklich glaubwürdig? Nein, nicht wenn man strikt daran festhält, dass der Tod etwas nicht Greifbares, etwas absolut Abstraktes ist, vielleicht sogar das größte Abstraktum überhaupt ist. Sieht man diesen Mann, Joe Black, nun aber mit metaphorisch-entschlüsselnden Augen, so kann man sich, so meine ich, nach und nach daran gewöhnen, dass dieses blonde, gutaussehende Männlein im adretten Anzug den Tod darstellen soll. Gewiß, notwendig für diese sukzessive Akzeptanz der Figur Joe Black ist deren Verhaltensänderung, die nach der Körpernahme durch den Tod erfolgt: Zuvor ist der Mann, der zunächst im besagten Körper steckt, ein charmanter, flapsiger Kerl, der weder mit Worten noch mit Komplimenten spart. Nachdem der Tod sein Äußeres übernommen hat, erfolgt eine komplette Verhaltensänderung, die durch Brad Pitt sehr gut dargestellt wird: Sein Blick wird leer, freudlos, seine Worte werden karg, dafür aber in ihrer Klarheit und Bedeutung extrem scharf umrissen. Der blonde Tod drückt sich bürokratischer aus als es beispielsweise ein Paragraphenreiter jemals tun würde. Noch etwas Anderes ist hinzugekommen: Grenzenlose Arroganz, die von Joe Black jedoch niemals prahlerisch sondern eher thesenhaft, manchmal leicht herausfordernd, artikuliert wird. Der Tod lebt jedoch auf, als er sich immer mehr Susan annähert. Und das führt zu der nächsten wichtigen Frage: Kann sich der Tod verlieben bzw. kann der Tod wahre Liebe empfinden? Die Bejahung dieser Frage würde die Denkbarkeit des
Unvorstellbaren erfordern, deshalb bleibt sie unbeantwortet im Raum stehen. Wie kann
etwas, was nicht menschlich ist, was eher, wenn überhaupt, ein Element ist, Liebe
empfinden? Man kann darüber Tausende Male nachdenken, man wird sich höchstens das Gehirn
zermartern. Aber hätte es denn nicht bei dieser Führung bleiben können? Warum muß William Parrish sterben? Dieser Gedanke quält den Zuschauer den ganzen Film über. Man vermag es einfach nicht zu verstehen. Ist der Grund eine Herzschwäche? Hätte man diese nicht in irgendeiner Form medizinisch kurieren können? Der Versuch wird jedoch gar nicht gemacht. Will William Parrish sterben? Das ist eine interessante Frage. Zunächst, in den ersten
Szenen des Filmes, wird der Zuschauer sie noch mit einem klaren "Nein!"
beantworten. Parrish hängt so sehr in seinem Alltag, wirft sich quasi mit Leib und Seele
hinein, dass es gar nicht so scheint, als könne er irgendwelche Sympathien für ein
Ableben hegen. Auch seine Frage an Joe Black, ob er in seinem Fall nicht einmal eine
Ausnahme machen könne, läßt darauf schließen, dass er noch gerne länger auf der Erde
verweilen würde. Was ist der Mensch ohne die Veräußerung seiner Gefühle? Nichts - wie uns der Film in mehreren Szenen eindrucksvoll
zeigen kann. Brad Pitt habe ich zuvor schon für seine wandlungsfähige und eindrucksvolle
Darstellung des personifizierten Todes gewürdigt, nun muß eine kleine Lobrede für
Anthony Hopkins stattfinden: Man ist es von ihm gar nicht anders gewohnt und auch in
diesem Film weiß Hopkins durch seine emotionale und abgeklärte Darstellung zu
überzeugen. Dem Zuschauer wird warm ums Herz, wenn er dem Tod von seiner verstorbenen
Frau und deren Vorliebe für Lammsandwiches vorschwärmt. Auch die Verabschiedungen von
Alison und Susan sind gut gespielt, so gut, dass es sentimentalen Zuschauern, die ein oder
andere Träne kosten kann. Andererseits mulmig wird es dem Publikum, wenn es sieht, wie
gefaßt Parrish die Nachricht seines baldigen Ablebens aufnimmt und später auch bereit
dafür zu sein scheint und es auch wirklich ist. Schauspielerische Klasse! Der Waliser ist
einfach eine Koryphäe, wenn es darum geht, schwierige Rollen perfekt zu spielen. |
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