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Night of 200 Stars Was ein richtiger
Hopgoblin ist, der ist natürlich immer unterwegs, wenn es darum geht, auch nur die
Nasenspitze von Sir Anthony von weitem zu sehen. Deshalb machte sich ein Trupp Mold
erprobter Reisender auf den Weg, um am 18. Dezember in London bei A Night of 200 Stars
anwesend zu sein, da abgesehen von 199 sonstigen auch Anthony Hopkins anwesend sein
sollte...
Reservierungen von Eintrittskarten, Fähre und Hotel waren frühzeitig erledigt worden, so
daß wir vier (nicht "Theo, wir fahren nach Lodz" sondern "Tony, vier
fahren nach London!"), nämlich Bettina, Daniela, Gabi und ich, uns ganz gelassen und
mehr oder weniger relaxt am Abend des 16.12.1994 auf den Weg gen Großbritannien machten.
Vor Erreichen der Fähre nach Calais galt es jedoch erst mal, Nebelbänke der äußerst
dichten, nebligen Art zu überwinden. Ganz Holland, Belgien und Frankreich lagen unter
einer Wolke nach Art The Fog - Nebel des Grauens verborgen, so daß wir aufgrund
reduzierter Sichtverhältnisse und Geschwindigkeit unsere Fähre ohne uns davontuckern
sahen. Zum Glück fanden wir einen Kaffeeautomaten, um die 1½ Stunden bis zum Ablegen des
nächsten Kahns zu überbrücken. So erreichten wir dann doch noch die geheimnisvolle
Insel, auf der es, entgegen allen anders lautenden Gerüchten, nicht nebelte, und trafen
relativ pünktlich in London ein. Glücklicherweise durfte zumindest unser Gepäck schon
um 10.30 Uhr im Hotel einchecken; Wir brauchten uns also nicht als Packesel fühlen,
während wir den Samstag über in der City unterwegs waren. Nach diversen
"zigzags" durchs Westend, haben wir uns dann noch Emma und Arnold in Junior
angeschaut, da The Road to Wellville gerade nicht verfügbar war.
Am nächsten Morgen erwachten wir dann schon etwas angespannter (noch neun Stunden bis zur
Show!), frühstückten ausführlich und machten uns nach dem Auschecken an die Arbeit,
unser Gepäck wieder im Wagen zu verstauen, dem wir aus Kostengründen ebenfalls nur eine
Nacht in einer Garage zugestanden hatten. Ab sofort lautete das Motto: "Nicht zu sehr
beeilen und auf gar keinen Fall SCHWITZEN!!", denn wir hatten schon teilweise unsere
Abendgarderobe an, um dann nachmittags nicht durch "Gruppenstriptease" eventuell
einen Stau in Londons Innenstadt zu verursachen.
Den Stau gab's trotzdem, da die Polizei an der Tottenham Court Road Absperrungen aufgebaut
hatte, um den zu erwartenden Einmarsch der Stars auf dem roten Teppich in die Manege,
sprich: das Dominion Theatre, nicht durch das "gemeine Volk" behindert zu sehen.
Außerdem mußte natürlich die Straße direkt vorm Theater für die Limousinen und Rolls
Royces freigehalten werden.
Nach einer kurzen und hektischen Umkleideaktion am bzw. im Auto in Form von Schuh-,
Pullover- und Jackenwechsel trafen dann auch unsere Wenigkeiten (trotz des plötzlich
einsetzenden Regens immer noch ziemlich elegant aussehend) am Theater ein, welches wir
trotz gültiger Karten erst um 17.30 Uhr betreten durften. Die mehrmaligen Aufforderungen,
doch bitte sofort im Theatersaal Platz zu nehmen, wurden von uns natürlich erst mal
mutwillig überhört: Wo denn anders als auf der Eingangstreppe hätten wir sonst eine
Chance gehabt, wenigstens ein Dutzend der 200 versprochenen Stars beobachten zu können?!
Eine Ordnungsangestellte des Theaters avancierte unfreiwillig (?!?) zu einer der meist
fotografiertesten Personen des Abends, da sie sich bei ihren Versuchen, die Menge (uns
inklusive) von der Treppe zu verscheuchen, dauernd vor die diversen Kameras begab und uns
somit die Sicht auf den roten Teppich samt Stars nahm. Nachdem ich es durch Einsatz meiner
Ellbogen geschafft hatte, immerhin ein Ohr von "Golden Girl" Beatrice Arthur zu
knipsen, gingen plötzlich mehrere Kamerascheinwerfer an, und dort erschien er: Der
Meister persönlich, wenn auch leider ohne Bart. Dafür schien es, als ob er momentan in
Friseurstreik getreten wäre, denn die Mähne wehte ungekürzt. Wir versuchten unser
Möglichstes, aber leider fehlte es uns scheinbar sowohl an Brutalität gegenüber den
Mitzuschauern, als auch in erster Linie an Körpergröße; Denn trotz aller Bemühungen,
konnten wir ihn nur aus einer Entfernung von ca. 10 Meter in Anschein nehmen. Und wir
Traumtänzer hatten am Abend zuvor noch darüber diskutiert, ob wir ihm zuwinken sollten,
falls er in uns eventuell "Moldianer" wiedererkennen sollte!
Na ja, so begaben wir uns dann endlich zu unseren Plätzen in der ca. 14. Reihe, wo wir
den Start der mit akademischer Unpünktlichkeit von 25 Minuten Verspätung beginnenden
Show erwarteten. Gabi und Daniela hatten sich extra noch ein neues Fernglas fürs Theater
gekauft (oder war es doch ein Jagd-tauglicher Feldstecher?), während Bettina und ich uns
mit ordinären Operngläsern begnügen mußten.
Endlich ging es los: Die Verleihung der "International Achievement in Arts
Awards" für Verdienste in den Bereichen Bühne, Film, Theater und Musik. Die
Rahmenshow, in der u.a. Shirley Bassey, Petula Clark, David Cassidy und Paul Young
auftraten, wirkte ziemlich "amerikanisch" (was immer ich damit meine), was aber
wohl auch damit zusammenhing, daß sehr viele amerikanische Künstler anwesend waren und
die Gala, deren Erlös einem Kinderkrankenhaus Fond zugute kommen sollte, u.a. von
American Airlines und American Eagle gesponsert worden war. Zu den Preisträgern gehörten
neben Petula Clark, Dame Diana Rigg und Sir John Mills auch Anthony Quinn, der seine
Auszeichnung von Alan Bates (Zorba, the Greek) überreicht bekam und es sich
nicht nehmen ließ, auf der Bühne Sirtaki zu tanzen... und The Four Tops, die
viele der oft gecoverten Songs wie z.B. "Happy Days" geschrieben haben und den
Award von Michael Bolton (Bääh!) entgegennahmen.
Dann, nach der Pause, kam endlich der große Moment: Leslie Caron, die u.a. auch mit Gene
Kelly in An American in Paris gedreht hatte, trat ans Rednerpult und begann,
über Sir Anthony Hopkins zu "referieren". Doch da, ein fast unhörbares Raunen
ging durchs Publikum, als sie sagte, daß sie sehr froh sei, auch schon mal mit Tony
gedreht zu haben. Als dann auch noch scheinbar jemand aus einer der vorderen Reihen ihr
ein Zeichen zu geben schien, hier läge wohl ein Irrtum vor, geriet sie völlig ins
Stocken und versicherte noch einmal, sie hätte sogar seine Frau gespielt! Als dann
endlich Sir Anthony auf die Bühne kam, wich sie geradezu verunsichert zur Seite, nachdem
sie ihm den Preis überreicht hatte. Tony, der die Zweifel des Publikums natürlich
bemerkt hatte, betonte jetzt ebenfalls, schon einmal mit ihr in einem Film aufgetreten zu
sein und zwar in... QB VII !! Oh, wie peinlich für uns zweifelnde Hopkinsianer,
auch wenn zu unserer Entschuldigung vorgebracht werden muß, daß besagtes Werk zu jenen
Filmen gehört, die wir bisher leider noch nicht erwerben konnten! Zum Glück waren wir
nicht die einzigen Zuschauer, die sich noch einen Moment zuvor fragend angesehen hatten.
Böse Zungen behaupten sogar, es sei Sir Anthony selber gewesen, der Leslie Caron das
Zeichen gegeben hatte. Aber das ist wohl kaum möglich, da er sich doch nach eigenen
Aussagen an jeden Filmpartner erinnert...
Auf jeden Fall ging die Show dann ohne weitere "Zwischenfälle" weiter.
Zwischendurch verlas Robert Wagner, der als Host fungierte, die Namen der anwesenden
Stars, die jedoch nicht einzeln auf die Bühne traten, sondern per Kamera und Leinwand dem
verehrten Publikum vorgeführt wurden, u.a. waren Claudia Cardinale, Barbara Eden, Bryan
Forbes, Richard E. Grant, Lionel Jeffries, Van Johnson, Stefanie Powers, George Segal,
Twiggy und Esther Williams dabei. Eine Auflistung würde den Rahmen dieses sowieso schon
zu langen Artikels sprengen, aber es waren meiner Zählung nach keine 200 Stars! Auf
manche der in der Zeitung angekündigten Personen wie z. B. Sir John Gielgud, Ian Holm,
Leslie Nielsen oder Ernest Borgnine warteten wir nämlich vergeblich.
Nachdem auch Ginger Rogers, die trotz ihrer 84 Jahre äußerst schlagfertig auf Zurufe aus
dem Publikum reagierte, mit einem Award geehrt worden war, bedankten sich die beiden
Hauptveranstalter, Celia Lipton und David Gest, noch einmal bei den Stars, und dann wurde
auch schon das Ende der Show mitgeteilt. Alle ausgezeichneten Stars kamen noch einmal auf
die Bühne und nahmen den Abschiedsapplaus entgegen.
Dann bemerkten wir, daß Tony, der in dem ganzen Gedränge nur mit Hilfe des
Luxusfeldstechers auszumachen war, in der Menge verschwand. Schleunigst beeilten wir uns,
wieder zum Ausgang zu gelangen, um noch mal unser Glück in Bezug auf "Nähe zum
Star" zu versuchen. Kein Tony war zu sehen. Doch da, wer versuchte da, sich im
Schutze einer ihn umgebenden Gruppe von fünf Männern Typ Bodyguard (eigentlich
Ordnungspersonal) hinauszuschleichen? Der Frisur nach konnte es sich nur um Sir Anthony
handeln. Leider war es dank der Fan-sicheren Abschirmung unmöglich, sich ihm auf mehr als
4 Meter zu nähern. Kurz entschlossen hielt ich den Fotoapparat in die Luft und knipste
einfach blind. So kamen wir durch einen "Glückstreffer" wenigstens in den
Genuß, ihn auf einem einzigen Bild größer als 2 mm zu sehen! Am Ausgang angelangt,
wurde er sofort in das nächste Taxi verfrachtet und davongefahren, ohne daß Rücksicht
auf Richard Benjamin und Anthony Quinn genommen wurde, denen Tony den Wagen quasi vor der
Nase weggeschnappt hatte bei seiner Flucht vor den Fans... Schon in der Pause hatten wir
beobachten können, wie sich ganze Menschenmassen zu Tonys Sitz drängelten, um ein
Autogramm zu erbitten. Das war ihm wohl doch zuviel geworden, weshalb er mit Jenni im
Schlepptau so schnell die Heimfahrt antrat. Wahrscheinlich hatte Sir Anthony ganz
verdrängt, daß er in seiner "Heimat"-Gemeinde London eh schon viele Fans hat
und es natürlich auch so Besessene wie uns gibt, die allein seinetwegen ihre Nerven und
Brieftaschen ruinieren, um ihn livehaftig zu sehen!
Ziemlich geschafft von der ganzen Veranstaltung begaben wir uns zurück zum Wagen, wo wir,
jeweils auf einem Fuß balancierend, unser Gala-Schuhwerk etc. wieder mit der
Reisekleidung tauschten. Tja, jetzt hieß es wieder Abschied nehmen von London und Tony
und überhaupt. Da manche Leute ab und zu doch ihren beruflichen Verpflichtungen
nachkommen müssen, konnten wir nicht länger bleiben, sondern mußten uns auf den Weg zur
Fähre machen. Nach der inzwischen üblichen Debatte über den zu wählenden Motorway (ich
persönlich schwör' auf M 20!), erreichten wir so frühzeitig Dover, daß wir diesmal
sogar eine Fähre früher nehmen konnten. Auf dem Kontinent hatte sich der Nebel
inzwischen verzogen, und als wir in Holland in den morgendlichen Berufsverkehr gerieten,
mußten wir uns der Tatsache stellen: Der triste Alltag hatte uns wieder. Wieder einmal
war die Zeit unanständig schnell vergangen.
Ich kann nur sagen, daß mir dieser "Ausflug" trotz der damit verbundenen
Strapazen (akuter Schlafmangel) sehr gut gefallen hat, auch wenn wir diesmal Sir Anthony
nur aus mehr oder weniger großer Entfernung sehen konnten. Aber ernsthaft: Welche
Steigerung wäre nach August in Mold noch möglich? Drücken wir also am besten
alle die Daumen, daß es 1995 vielleicht wieder eine Theateraufführung (mit
Backstage-Besuch?) gibt!
© 1994 by Bennet B.
(Hopkins Files Nr.12) |
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