Surviving
Picasso Mein Mann Picasso USA 1996 Der Film kam wie angekündigt: Tony nicht wie sonst, undurchschaubar, magisch und unerreichbar, sondern ein Mensch, wie er leibt und lebt, allerdings ein Künstler Und das bedeutete für Picasso, "wie Gott" zu sein, einmalig in seiner Kunst. Dieser Künstler-Gott ist auf andere Weise unerreichbar: für Frauen ist er der Herr und Gebieter, sie sind seine Sklaven, die er je nach Wunsch austauschen kann. Wenn sie ihn von sich aus verlassen wie Françoise, dann ist es fast ein Verbrechen. Wie kann man ihn, Picasso, den Abgott, "im Stich lassen"? Wie kann man ihn so beleidigen? Es ist die Schuld der Frauen, wenn sie von ihm gehen. Niemals käme er auf die Idee, daß es an ihm liegen könnte. Er ist absolut perfekt, in seinen Kunstwerken, in der Liebe, im Leben überhaupt. Frauen haben treu, unterwürfig und stets zu Diensten zu sein. Was ist das für ein Frauenbild? Frauen als abhängige Wesen, die nur durch den Mann, den "Schöpfer und Erhalter", etwas Sinnvolles darstellen? Im Grunde war er wohl ein einsamer Mensch, etwas weltfremd und abgehoben von den anderen. Das wird auch deutlich an seinem seltsamen Umgang bei ganz banalen Dingen, nämlich Beschneiden von Fuß- und Fingernägeln sowie seinen Haaren. Alles, was abgeschnitten worden war, wurde fein säuberlich aufgehoben, damit nicht jemand es irgendwann einmal gegen ihn verwenden könnte! Ganz triviale Ängste bestimmen hier sein Leben. Im Grunde ist er ein Kind geblieben: Die Szene mit der Blume am Ohr zeigt dies, und auch sein Verhalten gegenüber seinem kleinen Sohn am Strand. Er wirkt ziemlich albern und unreif. Oder er muß sich hier einmal richtig "austoben", wie er es vielleicht auch in seinen Kunstwerken oftmals getan hat. Er kann es sich ja erlauben, denn die Welt bewundert ihn ja sowieso, egal wie er sich verhält... Tony glänzt wieder in der Rolle eines außergewöhnlichen
Menschen. Es ist wohl seine Spezialität Ganz anders aber als sonst. Nicht
geheimnisumwittert, kalt und unnahbar wie sonst oft (Remains of the Day, Howards
End), sondern mitten im prallen Leben stehend. © 1996 by Renate S. |
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