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Shadowlands
Shadowlands - Ein Geschenk des AugenblicksGB / USA 1993
Regie: Richard Attenborough / Produktion: Richard Attenborough & Brian Eastman /
Kamera: Roger Pratt / Musik: George Fenton / Drehbuch: William Nicholson nach seinem
gleichnamigen Bühnenstück
Mit: Anthony Hopkins (Jack/C.S. Lewis), Debra Winger (Joy Gresham), Edward Hardwicke
(Warnie Lewis) u.a.
Goodbye Shadowlands - Hello Narnia
"Ihr alle seid tot - wie ihr es in eurem
Schattenreich gewöhnlich nennt. Die Schule ist aus, die Ferien haben begonnen. Der Traum
ist zu Ende, der Morgen ist da."
(C.S.Lewis)
Nein, nein, dies ist keine weitere Kritik zu
Shadowlands, sondern ich möchte gern das Auge des geneigten Hopkinsianers auf die Narnia-Bücher
des Autors Clive Staples Lewis lenken, die ja auch im Film Erwähnung finden.
Ich hatte mit einem der bekannteren Bücher, The Lion, the Witch and the Wardrobe,
angefangen und war dann so sehr von der Schilderung des sagenhaften Reiches Narnia
angetan, daß ich (wenn schon, dann richtig) mir auch die weiteren sechs Teile kaufte bzw.
auslieh...
Eigentlich handelt es sich ja um Kinderbücher, aber manche Gedanken darin sind wohl eher
für sogenannte Erwachsene gedacht. Dem interessierten Einsteiger empfehle ich, zuerst den
Band The Magician's Nephew zu lesen, der nicht als erster erschien, aber
zwischendurch geschrieben wurde, um die Entstehung des Landes Narnia zu schildern, welches
durch den Gesang eines Löwen erschaffen wird (Na? Neugierig?). Narnia befindet sich quasi
in einem Paralleluniversum und ist nur durch Magie, oder wenn man gerufen wird, zu
erreichen. Egal, wieviel Zeit man dort verbringt; bei der Rückkehr sind hier höchstens
Minuten vergangen. Allerdings stellen die "Reisenden", als sie nach einigen
Jahren in dieser Welt noch mal nach Narnia gerufen werden, fest, daß dort in der
Zwischenzeit schon Jahrhunderte vergangen sind.
Das Land ist, abgesehen von Leuten, die eigentlich wie Menschen hier aussehen, von
allerlei seltsamen Wesen bevölkert: Zwerge, Nymphen, Zentauren, Riesen etc., aber vor
allem sprechende Tiere. In den weiteren Bänden werden nun die Abenteuer und Kämpfe
beschrieben, welche die jeweiligen Kinder, die dorthin gelangen, zusammen mit den
Bewohnern Narnias erleben bzw. durchstehen müssen. Denn es gibt natürlich, wie in jeder
Welt, immer Bösewichte und Hexen, die das friedliche Leben dort bedrohen und die
Herrschaft an sich reißen wollen. Von diesen Abenteuern sind neben The Lion, the
Witch and the Wardrobe die Folgen Voyage of the Dawn Treader und The
Silver Chair wohl am interessantesten. Am wenigsten gefiel mir A Horse and his
Boy, weil es nur in Narnia und dem benachbarten Umland spielt, ohne daß die
Konfrontation mit unserer Realität stattfindet, die halt einen großen Reiz ausmacht.
Denn in dieser Begegnung, diesem Wechsel der Welten, zeigt C.S. Lewis eine Sicht des
Lebens, seine Wahrnehmung von Realität im Gegensatz zur Narnia-Welt. Der Leser merkt
wieder, daß es auch eine andere Sicht der Dinge gibt, daß nämlich unsere
vielbeschworene "Realität" die Schattenwelt ist und Narnia vielleicht das, was
wirklich zählt.
Im letzten Band der Narnia-Erzählungen, The Last Battle, welches mir zusammen
mit dem ersten Band am besten gefiel, schildert der Löwe Aslan, der Herrscher von Narnia,
was es mit seinem Reich auf sich hat, daß letztendlich statt des Todes die Ankunft in
einem Narnia steht, aus dem man dann nie wieder zurückkehren muß ins Schattenland. Er
sagt, das richtige Leben begänne dort...
Bibelfesten Lesern wird natürlich recht bald auffallen, daß sich C.S. Lewis bei einigen
Bildern und Metaphern doch etwas von Geschichten aus der Bibel hat beeinflussen lassen. Da
ich mich persönlich als absolut nicht religiös bezeichnen würde, sehe ich das
natürlich sehr kritisch. Allerdings interpretiere ich die Narnia-Idee (Narnia = Nirwana)
nicht so, daß er einfach das Land Narnia mit dem Paradies gleichsetzt, sondern ich finde,
daß sein Hauptaugenmerk der Feststellung gilt, daß das Leben in unserer Welt einfach
nicht so toll ist, einfach nicht das wahre Leben sein kann. In The Last Battle
heißt es folglich: "Ihr ganzes Leben in dieser irdischen Welt und alle ihre
Abenteuer in Narnia waren nur der Umschlag und das Titelblatt gewesen. Nun erst fingen sie
das erste Kapitel der großen Geschichte an, die noch keiner auf Erden gelesen hat, der
Geschichte, die ewig weitergeht und in der jedes Kapitel besser ist als das
vorangegangene." (C.S.Lewis )
Jeder kennt doch das "Menschheitstrauma", daß nichts ewig bleibt oder
überhaupt von Bestand ist. Manche Menschen zeugen Kinder, damit etwas von ihnen bleibt,
andere wiederum machen Politik, um in die Geschichtsbücher einzugehen. C.S. Lewis nutzt
seine Begabung und seine Phantasie als Schriftsteller. Er spielt einerseits Schöpfer,
indem er eine Welt nach seinen Ideen kreiert, und macht sich nebenbei noch als Autor
unsterblich, wenn natürlich auch wieder nur für eine begrenzte Zeit.
Es wäre doch beruhigend, daran zu glauben, daß da eine "bessere" Welt parallel
zu unserer existieren könnte, in Zusammenhang mit unserer Welt stehend, aber doch autark.
Eine Welt wie Narnia, die zwar auch Metamorphosen und Zerstörung erlebt, aber neu
erschaffen wird und ewig besteht, um uns Zuflucht zu bieten.
Ich füge hier noch eine Auflistung der einzelnen Titel der Narnia-Chroniken an. Auf
deutsch sind die einzelnen Bücher jedoch unter mehreren verschiedenen Titeln erschienen,
je nach Jahr und Übersetzung und Willkür der Verlage:
- The Magician's Nephew - Das Wunder von Narnia
- The Lion, the Witch and the Wardrobe - Der König von Narnia
- Prince Caspian - Wiedersehen in Narnia
- Voyage of the Dawn Treader - Ein Schiff aus Narnia
- The Silver Chair - Die Tür nach Narnia
- A Horse and his Boy - Der Reiter von Narnia
- The Last Battle - Kampf um Narnia
© 1994 by Bennet B.
(Hopkins Files Nr.10)
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