The Silence of the Lambs
Das Schweigen der Lämmer

USA 1991
Regie: Jonathan Demme / Produktion: Kenneth Utt, Edward Saxon u. Ron Bozman / Kamera: Tak Fujimoto / Drehbuch: Ted Tally nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Harris / Musik: Howard Shore
Mit: Jodie Foster (Clarice Starling), Anthony Hopkins (Hannibal Lecter), Scott Glenn (Jack Crawford), Ted Levine (Jame Gumb), Anthony Heald (Chilton) u.a.

Die junge FBI-Azubi Clarice Starling gerät über Umwege auf die Jagd nach dem Serienkiller "Buffalo Bill", ein Geistesgestörter, der seit Monaten das Land in Atem hält. Er entführt und tötet Frauen, um ihnen dann die Haut abzuziehen.
Clarice wird unter einem Vorwand zu dem inhaftierten Psychiater Dr. Hannibal Lecter geschickt. Lecter trägt bezeichnenderweise den Spitznamen "Hannibal the Cannibal". Er bietet Clarice ein psychologisches Profil von Buffalo Bill an. Im Gegenzug verlangt er eine Verlegung in ein anderes Gefängnis. Doch die "interessante Aufgabe", zu der man Clarice schickte, wird zu einem beklemmenden Psychotrip. Denn der hochintelligente, sehr manipulative Dr. Lecter zieht Clarice in einen psychologischen Striptease: Für verschlüsselte Tips über Buffalo Bill muß sie Lecter Details ihrer Kindheit erzählen. Die Zeit drängt jedoch. Buffalo Bill hat inzwischen die Tochter einer Senatorin entführt, und das FBI sieht sich gezwungen, Lecter im Namen der Senatorin ein falsches Angebot zu machen, um ihm den richtigen Namen Buffalo Bills zu entlocken. Die Senatorin erfährt jedoch von dem Handel, worauf dem zuständigen Spezialagenten Jack Crawford der Fall entzogen wird. Lecter wird verlegt und ein letztes Mal besucht Clarice den Psychiater um den Namen Buffalo Bills zu erfahren. Doch der Doktor schweigt...
Wenig später gelingt ihm die Flucht aus dem unsicheren Gefängnis. Während Clarices Kollegen eine falsche Spur verfolgen, ist sie jedoch durch Lecters indirekte Hilfe hinter die wahre Identität Buffalo Bills gekommen. Sie stellt sich dem Serienkiller in dessen Haus mit den vielen Kellerräumen... Eine klaustrophobisch anmutende Jagd beginnt, in deren Verlauf Clarice Buffalo Bill zur Strecke bringen kann.
Ihr Mut und ihre Zielstrebigkeit werden mit einer Beförderung zum Spezialagenten belohnt. Auf der anschließenden Feier bekommt Clarice jedoch einen Anruf von Dr. Lecter, der sich noch einmal bei ihr melden wollte bevor er einen alten "Freund" zum Dinner hat...

Anthony Hopkins, einmal auf seine Rolle als Dr. Lecter angesprochen, sagte, er verstünde diesen Part, diesen Charakter nur aus dem Bauch heraus. Er könne Lecters intellektuellen Gedankengängen nicht folgen. - Aber dieses aus dem Bauch heraus gespielte ist einfach meisterlich. Hopkins hat seinen Lecter zwischen Machiavelli und Jack the Ripper angelegt, äußerst charmant aber auch äußerst tödlich. Noch nie konnte man für einen Bösewicht so viel Sympathie aufbringen. Er ist der Wolf im Schafspelz. Und sobald er einen ansieht oder den Mund aufmacht, vergißt man wer Lecter eigentlich ist, was er eigentlich ist. Lecter besitzt den hypnotischen Charme eines Monsters.
Jodie Foster war ja immer schon ein Garant für Qualität. Aber mit ihrer Darstellung der zuerst etwas naiven, aber im Laufe ihrer Aufgabe über sich hinaus wachsenden Clarice Starling, hat die Schauspielerin sich selbst übertroffen. Ihre Gespräche mit Lecter bauen nach und nach eine sehr intime Stimmung auf. Clarice wirkt zunächst wie ein Lamm, das zur Opferbank geführt wird, doch sie erweist sich als sehr wehrfähiges Opfer für den Wolf Lecter. Zu spät merkt sie, daß sie von Crawford als Zugpferd vor dessen Karren gespannt wurde. Aber Jodie Fosters Clarice macht diesen Makel einfach wett, indem sie Crawford und den Fall für ihre eigene Karriere ausnutzt. Aus dem Unschuldslamm ist ein raffinierter Karrieremensch geworden.
Jonathan Demme ist ja eigentlich eher für seine hinreißenden Komödien bekannt. Den Kinoexperten mag es deshalb komisch angemutet haben, daß man einen Regisseur wie Demme mit der Herstellung eines Thrillers beauftragt hat. Demme bewies einmal mehr, daß man nie zu früh urteilen soll. Sein meisterlich inszenierter Thriller ist von atemberaubender Beklommenheit. Der Kinogänger ist von der ersten bis zur letzten Minute von den beiden Hauptakteuren gefesselt. Und wen stört es da noch sonderlich, daß Demme seinen Buffalo Bill etwas stereotyp, etwas zu klischeehaft angesetzt hat? Schließlich ist er eigentlich nur Aufhänger für die sado-masochistisch anmutende Beziehung zwischen Clarice und Lecter.

© 1992 by Bob H.
(Hopkins Files Nr.1)

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