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The
Silence of the Lambs
Das Schweigen der LämmerUSA 1991
Regie: Jonathan Demme / Produktion: Kenneth Utt, Edward Saxon u. Ron Bozman / Kamera: Tak
Fujimoto / Drehbuch: Ted Tally nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Harris / Musik:
Howard Shore
Mit: Jodie Foster (Clarice Starling), Anthony Hopkins (Hannibal Lecter), Scott Glenn (Jack
Crawford), Ted Levine (Jame Gumb), Anthony Heald (Chilton) u.a.
Hannibal Lecter - Ein Jahr danach
In der Hopkins File Nr.2 schrieb ich begeistert
über meine filmische Begegnung mit Hannibal Lecter und dem Schweigen der Lämmer.
Nun ist geraume Zeit vergangen, Anthony Hopkins bekam für diesen Film den Oscar (was ich
zwar insgeheim hoffte, aber nie laut ausgesprochen habe), und vor ein paar Monaten brachte
das Fernsehen eine Reportage mit dem Titel Bestie Mensch. Als Lockmittel war in
allen TV-Zeitschriften Anthony Hopkins in seiner "lecterianischen Art"
abgebildet. Logisch, daß man neugierig wurde und bis spät in die Nacht aufblieb. Was
dann kam, habe ich mir beim besten Willen nicht vorgestellt.
Die Journalisten recherchierten in den USA, in der wohlbekannten FBI-Zentrale in Quantico.
Dort interviewten sie FBI-Agenten, welche in einer Spezialabteilung tätig waren, und
gaben einen Einblick in die tägliche Polizeiarbeit. In den Räumen türmten sich
Aktenberge über ungeklärte Morde von psychopathischen Serienmördern, denen man immer
noch quer durch Amerika auf der Spur war. Ärzte versuchten den Geisteszustand dieser
Mörder näher zu erklären, und bekannte Buchautoren berichteten, wie sie sich in die
Rolle ihrer Psychopathen versetzen. Nachgestellte Szenen aus diesen Büchern, in der
Ich-Form des Täters erzählt und mit der typischen Filmmusik ausgestattet, verbreiteten
eine gespenstische Szenerie. Zwischendurch kamen immer wieder aktuelle Bezüge auf nicht
geklärte Morde, Bilder von Opfern, Aussagen von ermittelnden Polizisten sowie
Filmaufnahmen von Serienmördern im Gerichtssaal, hinter Gittern im Gefängnis und auf dem
Weg zum elektrischen Stuhl.
Die Aussage eines Psychologen, daß solche Menschen, wenn sie z.B. den eigenen Herzschlag
oder das Rauschen ihres Blutes im Ohr hören, einfach töten müssen, damit sie wieder von
diesen Symptomen befreit werden (bis sie irgendwann wieder auftreten); Die Filmaufnahmen
eines Mörders, der seine Opfer wirklich häutete; Und der O-Ton eines anderen, der lang
und breit erklärte, wie er seine Opfer abschlachtete. Das gab mir den Rest! Die Sendung
konnte ich nicht bis zum Schluß sehen.
Auf diese unerwartete Konfrontation mit der Realität war ich nicht vorbereitet gewesen.
(Man hört ja viel, aber...) Die Gewißheit, daß man diese Menschen auf den ersten und
zweiten Blick, bzw. überhaupt nicht erkennt, sowie die Tatsache, daß es solche
Menschen?, Kranke?? tatsächlich gibt (nicht nur in den USA, sondern auch hier - siehe
Beelitz-Mörder) hat mich total geschockt. Meine Freunde erzählten damals, als ich vom Lämmer-Film
schwärmte, ich wäre "eiskalt". Jetzt wären sie eines Besseren belehrt worden.
Irgend jemand sagte damals: "Das gefährliche an dem Film ist, daß einem der
Kannibale so sympathisch ist!" Damals habe ich lächelnd zugestimmt. Es war ja nur
ein Film...
Ein Jahr danach gehe ich also auf Distanz zu Hannibal Lecter und dem Film. Sollte aber
eines Tages eine Fortsetzung erscheinen, dann bin ich sicherlich wieder im Kino zu finden
(mit dem nötigen Abstand und unter kritischen Gesichtspunkten, versteht sich!). Ich werde
dann im Kino sitzen und mir das (standesgemäße) Ende von Hannibal Lecter wünschen. Aus,
Schluß, Vorbei!!!
Aber da gibt es ja noch Anthony Hopkins mit seiner faszinierenden Schauspielkunst, und
vielleicht schafft er es wieder, uns diesen Kerl sympathisch zu machen. Vielleicht...
© 1993 by Ute D.
(Hopkins Files Nr.5)
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