The
Silence of the Lambs Das Schweigen der Lämmer USA 1991 Der sympathische Kannibale Vorwort Der Film Das Schweigen der Lämmer existiert schon
zehn Jahre lang. Er lief schon diverse Male im Free-TV und man kann ihn fast überall in
gut sortierten Videoläden käuflich erwerben. Seit kurzem gibt es sogar eine
Special-Edition auf DVD mit jeder Menge interessanten Extras wie beispielsweise dem
Making-Of und anderen Delikatessen, die das Herz eines jeden "Lämmer"-Fans
schneller schlagen lassen. Doch zehn Jahre mußten vergehen, bis ich diesen Film schätzen
lernte. Der Film - worum geht es? FBI-Nachwuchs-Agentin Clarice Starling (Jodie Foster) wird auf den kannibalistischen Serienmörder Doktor Hannibal Lecter (Anthony Hopkins) angesetzt, damit dieser Informationen zu einem aktuellen Serienmörder beisteuert. Der Psychiater durchschaut schnell die Pläne des FBI und nutzt Clarice mehr und mehr als Spielball seiner Gelüste: Er entlockt ihr traumatische Geheimnisse aus ihrer Kindheit und liefert ihr im Gegenzug häppchenhafte Informationen zu dem gesuchten Mörder. Doch als Irrenanstaltswärter Chilton interveniert und Hannibal in ein Gefängnis in Tennessee verlegt wird, bricht Lecter seine Informationslieferung ab, hinterläßt Clarice aber dennoch einen wichtigen Hinweis. Nun muß sich die junge FBI-Agentin alleine an die Auflösung des Falles begeben - im Wettlauf mit der Zeit, denn der Serienmörder "Buffalo Bill" mordet munter weiter... Beurteilung Nicht umsonst räumte das Schweigen der Lämmer im
Jahre 1991 bei den Academy Awards gleich fünf Auszeichnungen ab, darunter die Trophäe
für den besten Film sowie für den besten Hauptdarsteller und die beste
Hauptdarstellerin. Die Kritiker haben meiner Meinung nach vollkommen richtig entschieden,
denn die Inszenierung, die Story und das Agieren der Darsteller sind allesamt top und
ergänzen sich zu einem starken, absolut imponierenden Ganzen. Die Atmosphäre des Filmes
ist bedrückend und macht die schaurige Grundlage des Filmes aus. Immer wieder wenn
Clarice in das Baltimore Hospital einkehrt, um mit dem Kannibalen zu reden, muß sie an
einer Vielzahl von Gittern vorbei, die Mauern wirken altertümlich. Die ganze Umgebung ist
kalt und unmenschlich. Normalerweise würde man eher eingekerkerte Tiere in solchen Bauten
erwarten als geistesgestörte Menschen. Die berauschende Wirkung der Atmosphäre wird vor
allem bei Starlings erstem Besuch von Lecters Verlies wirkungsvoll eingesetzt: Langsam
schreitet die angehende FBI-Agentin an den Zellen der Mitgefangenen Lecters entlang, die
Insassen pöbeln sie an, schreien ihr ekelhafte Phrasen hinterher, sie wirken eher wie
wilde Tiere. Dann gelangt Starling zur Zelle von Lecter. Hier ist der erste große
Überraschungseffekt, der wunderbar kontrastreich zur tristen, unmenschlichen Atmosphäre
des Krankenhauses wirkt: Doktor Lecter sieht aus wie ein normaler zivilisierter Mensch und
begrüßt seine Besucherin auch in der entsprechenden Art und Weise mit "Guten
Morgen!". Ebenfalls gute atmosphärische Effekte bietet vor allem die Finalsequenz,
in der Starling dem Serienmörder "Buffalo Bill" dicht auf den Fersen ist. Die
Frau muß sich in absoluter Dunkelheit vortasten, in einem ekligen, verdreckten
Kellerloch, in dem es von Hautkostümen und Leichenresten wimmelt. Was für eine Farce ist
es, dass in diesem dreckigen Loch eine Vielzahl von Nachtschwärmern gezüchtet wird -
Schmetterlinge. Doch was wäre diese brillant in Szene gesetzte Atmosphäre ohne eine
dichte, in sich stimmige Story mit interessantem Inhalt? Nichts. Diese Frage kommt jedoch
nicht auf, da die Dialoge einfach erstklassig sind. Hervorzuheben sind wiederum die
Verliesszenen, in denen Clarice und Lecter kommunizieren. Der Zuschauer erlebt
intellektuelle Gefechte, zwei äußerst intellektuelle Charaktere, die sich absolut
verschieden, vielleicht aber doch irgendwie gleich sind. Sie führen einen kleinen
verbalen Wettkampf aus. Augenscheinlich reden sie ein wenig aneinander vorbei. Fragt sie,
die FBI-Agentin, eine konkrete Frage zu Buffalo Bill, so weicht er, Lecter, aus und
springt lieber auf einen alten Fall aus der Vergangenheit über. Will hingegen er sie
über Florenz befragen, weicht sie geschickt aus und antwortet mit einer Gegenfrage. Zu
dem Zeitpunkt hält sich Clarice noch an die ihr zuvor ans Herz gelegte Warnung:
"Lassen sie ihn nicht in ihren Kopf hinein!" Doch diese Barriere muß sie
früher oder später fallen lassen, da Lecter nur dann bereit ist, Informationen über
Buffalo Bill zu liefern, wenn er Persönliches über Clarice erfährt. Man stelle sich
dies doch einmal vor und denke kurz darüber nach. Wie mulmig muß der Agentin dabei sein!
Sie läßt einen irrsinnigen Serienmörder in ihrer traumatisierten Kindheitserfahrung
herumtollen, "nur" damit ihr dieser wichtige Informationen liefert. Man merkt,
der Fall und der durch dessen Auflösung winkende Berufsaufstieg muß sie enorm reizen.
Später in Tennessee bringt Lecter sie emotional an das Äußerste: Ihr Lamm-Erlebnis
kommt wieder hoch, Starling tut der nun wieder erlebte Schmerz in der Seele weh. Und was
macht Lecter? Anscheinend verleibt er sich die Emotionen Starlings so sehr ein, dass ihm
selbst Tränen in den Augen stehen. Was für ein seltsamer Mann, mag der Zuschauer denken.
Doch das ganze Psychogemetzel trägt letzten Endes doch seine Früchte - Lecter spielt
Clarice einen entscheidenden Hinweis zu... Hauptdarsteller aus. Jodie Foster in der Rolle der Clarice Starling
porträtiert überaus glaubhaft den konsequenten Willen der Agentin, einen glänzenden
Start in eine FBI-Karriere erreichen zu wollen. Zäh und intelligent geht sie an ihre
Gespräche mit Lecter heran, läßt sich von seiner Bissigkeit nicht kleinkriegen. Das,
was der Frau körperlich fehlt, macht sie mit ihrem klugen Geist wieder wett. Besonders
aufregend ist die Endsequenz gelungen, in der Starling "Buffalo Bill"
hinterherjagt, im Grunde aber selbst zur Gejagten wird. Selten hat man so eine gute
schauspielerische Überzeugungskraft auf der Leinwand gesehen. Brillant, wie Foster in
ihrer dargestellten Angst alle Sehnen anspannt, die Augen aufreißt und Zuckungen durch
ihren Körper wandern läßt. Toll, wie gut sie es schafft, diese Nervosität zu spielen. Fazit nur noch zu erwähnen: Absolut sehenswert! © 2001 by Nadine S. Weitere Hopkins Files -
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