Anthony Hopkins' Snowdonia

Snowdonia ist ein Nationalpark im Norden von Wales und gehört dem National Trust an. Der National Trust wurde 1895 gegründet und ist eine Organisation zum Erhalt von Landschaften besonderer Schönheit und historischem Interesse. Obwohl der Name "National" Trust vermuten läßt, daß diese Institution der gesamten britischen Nation gehört und vom Staat finanziert wird, so wird der Trust doch ausschließlich von Privatpersonen finanziert.
Leider mußte der National Trust aber in den letzten Jahren eine Einbuße von 2 Millionen Pfund an Spendengeldern verzeichnen, woraufhin man beschloß, den "National Trust Snowdonia Appeal" unter die Präsidentschaft von Anthony Hopkins zu stellen, in der Hoffnung, die Mitglieder des Trusts dazu zu bewegen, sich wieder etwas mehr für den Erhalt des Nationalparks einzusetzen.
Natürlich war Tony sehr angetan und fühlte sich geehrt, die Präsidentschaft übernehmen zu dürfen, stellte aber gleich fest, daß er nicht nur "als Aushängeschild oder Foto auf einem Prospekt" dienen wolle, sondern auch dazu bereit wäre "meine Hände dreckig zu machen und die Hunderte von Freiwilligen zu unterstützen, die jedes Jahr nach Snowdonia kommen".
Aber auch wir können den National Trust Snowdonia Appeal unterstützen, denn gerade ist das Buch Anthony Hopkins' Snowdonia erschienen, aus dessen Erlös ein Großteil dem Trust zu Gute kommt. Dieses Buch bietet eine informative Reise durch den Snowdonia Nationalpark. Nicht nur die imposanten Fotos geben Stoff für Träume in wunderschönen Landschaften, sondern ebenso erklärt der Text die Probleme des Parks und führt den Leser in die Mythen und Legenden von Wales ein.
Nachdem Tony im Vorwort (übrigens das einzige, bis auf zwei weitere Fotos, was von ihm im Buch zu finden ist) die Schönheit des Snowdon Nationalparks beschreibt und wie dringend es nötig ist, dieses einmalige Biotop zu erhalten, beschäftigt sich das erste Kapitel "Cynefin: Heimat" fast ausschließlich mit der walisischen Geschichte. Diese beginnt ca. 2000 Jahre v. Chr. mit dem Bronzezeitalter, aus dessen Zeit heute noch Überreste, wie Begräbnisstätten und Steinkreise, in Snowdonia zu finden sind. In der Eisenzeit kamen dann die ersten Kelten und mit ihnen ihr tief in der Natur verwurzelter Druiden-Kult. Der Druiden-Glaube vermischte sich später mit dem christlichen Glauben und technischen Errungenschaften, die die Römer aus ihrer Besatzungszeit zurückgelassen hatten. Diese Mixtur aus Glaube und Gefühl bestimmt noch heute das Denken der Waliser.
Aber nicht nur die Römer wollten Wales unterjochen, ebenso Iren, Schotten und Wikinger; bis die Sachsen schließlich Erfolg hatten. Dabei ist es wahrscheinlich der Standhaftigkeit der Waliser, ihrem Festhalten an alten Traditionen und einer tiefen Verbundenheit zum Land zu verdanken, daß sie nicht ihre Identität verloren haben.
Das zweite Kapitel "Y Daith: Reise" beschreibt, wie der Titel schon verrät, eine Reise zu den schönsten Plätzen im Snowdonia Nationalpark. Gleichzeitig werden aber auch wieder Mythen und Legenden der Kelten mit eingeflochten. So z.B. die Legende von König Arthur / Artus, den Rittern der Tafelrunde und dem sagenhaften Schwert Excalibur.
Das dritte Kapitel "Harmoni: Harmonie" führt uns nun aber endlich etwas weiter in die Gegenwart. Schafzucht ist das Stichwort (erinnert uns das nicht an gewisse Lämmer?). Wie vor Hunderten von Jahren betreiben die Waliser auch heute noch sehr ausgedehnt Schafzucht. Im Herbst, wenn die Touristenmonate vorbei sind, beginnt für den Schafzüchter das Jahr. Dann holt er seine Herde von den oberen Weiden und sucht sich die besten Mutterschafe heraus. Um Degeneration durch Inzucht zu vermeiden wird jedes Jahr ein neuer Bock gekauft. Im April stellt sich dann heraus, ob sich die neue Anschaffung gelohnt hat, denn dann werden die Lämmer (!) geboren. Doch der eigentliche Event in der Schafzucht beginnt im Juni mit dem Scheren der Schafe. Obwohl ein Schafsfell nur ungefähr £1 wert ist, so ist das Einkommen eines Schafzüchters bei 700 Tieren doch gesichert.
Über Jahrhunderte hinweg hat das Schaf den Menschen ernährt und ihm Arbeit gegeben, aber durch verseuchte Weidegründe stellt sich nun die Frage, ob dieses harmonische Zusammenspiel von Natur und Mensch weiterbestehen kann. 1986, nach der Tschernobyl-Katastrophe, ging radioaktiver Regen über den Bergen von Snowdonia nieder und verseuchte die grünen Hügel.
Viele weitere Probleme, mit denen sich der Snowdonia Nationalpark seit Anfang seines Bestehens bis in die heutige Zeit herumplagen muß, werden im vierten Kapitel "Bygythiad: Bedrohung" erörtert. Der Park hat sehr mit dem immer mehr zunehmenden Tourismus zu kämpfen und um das Ganze noch ein wenig zu verschlimmern, plant die Regierung Großbritanniens jetzt auch noch eine Autobahn durch die Berge von Snowdon zu bauen.
Im letzten Kapitel "Dymuniad: Wunsch" werden Möglichkeiten aufgezeigt, derartige Naturschädigungen in Grenzen zu halten. Durch Einzäunung und Wiederansiedlung einheimischer Flora und Fauna kann der Trust vielleicht erreichen, daß es für uns immer einen "Raum zum Atmen" geben wird - für alle Menschen - für alle Zeiten.
Nun ist Anthony Hopkins' Snowdonia aber beileibe kein Propagandawerk für den National Trust, vielmehr ist es eins für Wales. Nicht nur, daß der Leser einen kleinen, aber sehr interessanten Einblick in die walisische Geschichte bekommt und mit dem Land Wales vertraut gemacht wird, so bringen die wunderschönen Fotografien einen wirklich zum Schwärmen (und gemeint sind hier nicht die beiden Fotos von Tony, die uns sicherlich auch zum Schwärmen bringen, - aber im Moment beziehe ich mich auf die Landschaftsaufnahmen!). Fernweh und der Wunsch, diese einmalige Landschaft zu erhalten, überkommen einen; Und da ist es doch schon ein beruhigendes Gefühl, daß man durch den Erwerb dieses Buches schon ein bißchen zum Erhalt des Snowdon Nationalparks beigetragen hat.

© 1995 by Katja M.
(Hopkins Files Nr.13)

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