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Bram
Stokers Dracula
Bram Stokers DraculaUSA 1992
Regie: Francis Ford Coppola / Produzent: Francis Ford Coppola, Fred Fuchs und Charles
Mulvehill / Kamera: Michael Ballhaus / Musik: Wojciech Kilar / Drehbuch: James V.Hart nach
dem Roman Dracula von Bram Stoker
Mit: Gary Oldman (Dracula), Anthony Hopkins (Abraham Van Helsing), Winona Ryder (Mina),
Keanu Reeves (Jonathan), Richard E. Grant (Dr. Seward), Tom Waits (Renfield), Sadie Frost
(Lucy) u.a.
Wer kennt sie nicht, die blutrünstige Geschichte des
Grafen Dracula? Und wer hat von den über hundert Verfilmungen dieses Vampir-Themas nicht
mindestens eine der zahlreichen Hammer-Produktionen (aus den 50'er und 60'er
Jahren) gesehen, in denen uns Berufsvampir Christopher Lee den transsylvanischen Grafen
als britischen Gentleman vorführte?
Dem Film-Liebhaber werden Murnaus Stummfilm-Klassiker Nosferatu - Eine Symphonie des
Grauens (1922), Bela Lugosis Dracula-Inkarnation in Dracula (1930), sowie
Werner Herzogs Nosferatu - Phantom der Nacht (1979) mit Klaus Kinski im Gedächtnis
sein. Nicht zu vergessen ist Roman Polanskis Vampir-Parodie Tanz der Vampire
(1967).
Dazwischen lagen viele, mehr schlecht-als-rechte Dracula-Verfilmungen, die mit
Bram Stokers Romanvorlage zumeist ziemlich wenig gemein hatten. Dennoch dürfte jedem der
Inhalt des Buchoriginals (von 1897) in groben Zügen bekannt sein, so daß auf eine
Inhaltsangabe getrost verzichtet werden kann. Und da das so ist, stellt sich unweigerlich
die Frage: Wozu den Untoten eigentlich erneut aus seiner Gruft holen? Wozu ihn wieder und
wieder durch Nacht und Nebel schleichen und wehrlose Opfer zu Tode ängstigen lassen? Und
wozu ihn zu guter Letzt abermals pfählen? Kurz: Warum ein weiteres Dracula-Remake?
Die Antwort ist leicht: Nicht irgend jemand wagte sich an diese weitere Dracula-Verfilmung,
Regisseur ist kein Geringerer als der Meister selbst: Francis Ford Coppola.
Schauspielerin Winona Ryder dürfte es zu verdanken sein, daß das Dracula-Projekt
überhaupt in Coppolas Hände geriet und in Produktion ging. Sie war es, die den Paten-Regisseur
auf James V. Harts Drehbuch-Adaption von Dracula aufmerksam machte und ihn zu einer
Umsetzung überredete. Winona Ryder war es übrigens auch, die sofort Anthony Hopkins für
die Besetzung der Van Helsing-Rolle vorschlug. Sie selbst sah sich natürlich als Mina
Harker.
Was den Rest der Besetzungsliste betrifft, legte Coppola wert darauf, junge, unverbrauchte
Gesichter zu verpflichten: Keanu Reeves als Jonathan Harker (von vielen als die einzige
Fehlbesetzung bezeichnet), Richard E. Grant (Dr. Seward), Cary Elwes (Arthur Holmwood) und
Sadie Frost (Lucy). Und wer könnte den Insektenfresser Renfield (wohl eine der
bemerkenswertesten Gestalten der Romanvorlage) besser verkörpern als Rocklegende Tom
Waits? Dem eher widerborstigen Engländer Gary Oldman wurde schließlich die berühmte
Hauptrolle des Grafen Dracula angeboten.
Erinnert man sich an Oldmans Vorgänger in dieser Rolle, mag diese Entscheidung zunächst
ein wenig befremdlich wirken. Coppola erklärte Oldmans Besetzung folgendermaßen:
"Dracula ist ein Schauspieler. Ich wollte also einen Vollblut-Schauspieler, der ihn
spielt!" Da Gary Oldmans Gesicht zumeist jedoch durch Make-up unkenntlich bleibt,
hätte die Wahl auch auf andere Anwärter fallen können. Oldman kritisierte diesen
Umstand übrigens selbst.
Nach anfänglichen Proben auf Regisseur Coppolas eigener Farm in Kalifornien, wo sich die
Schauspieler-Crew zwecks gründlicher Studie von Stokers Roman traf, zog man schließlich
in Hollywoods Filmstudios um. Auf Dreharbeiten an Originalschauplätzen in Europa wurde
nicht nur aus Budget-reduzierenden Gründen, sondern angeblich mit Absicht verzichtet. Bram
Stokers Dracula ist eine reine Studioproduktion. Einige Teile von Draculas Schloß
wurde maßstabsgetreu in der riesigen Studiohalle nachgebaut, das Schloß in ganzem Umfang
ist allerdings nur Miniatur. Die Kulissenatmosphäre hält Coppola bewußt künstlich und
dem Dracula-Stoff entsprechend unrealistisch. Traumhaft wirkt auch die künstliche
Ausleuchtung, sowie der Einsatz von Nebel- und Windmaschine. Auch lag es nicht in Coppolas
Absicht, den High-Tech-Spezialeffekten eines Terminator II Konkurrenz zu machen. Er
setzt auf die eher altmodischen "in-camera" Trickeffekte, mit denen bereits die
alten Meister des Stummfilms arbeiteten. Das Wort "Bluescreen" war am Set ebenso
verpönt wie Computer animierte Nachbearbeitung der bereits gedrehten Szenen. Alle
Effekte, so betont Coppola stolz, sind während des eigentlichen Drehvorgangs entstanden.
Anstatt auf kostenintensive Spezialeffekte, vertraut Coppola auf Ausstattung und
Kostümdesign. Vor allem aber läßt der Regisseur seinen Schauspielern freie Hand, was
insbesondere bei Anthony Hopkins' Darstellung des holländischen Vampir-Jägers Abraham
Van Helsing seltsame Blüten trägt...
© 1993 by Bettina B.
(Hopkins Files Nr.5)
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