Oscar 1995
67th Academy Awards

Pleiten, Pech und Pannen ...

Schon gemerkt? Seit Mold scheint des großen Meisters Stimme ein paar Probleme mit sich selbst zu haben...
Besonders deutlich wird dies, schaut man sich die Academy Awards '94 und '95 einmal direkt hintereinander an... Was uns da dieses Jahr entgegen dröhnte, ist ungewohnt laut, kratzig und zumindest zwei Töne tiefer als wir es bisher gewohnt waren!
Ganz ungeachtet dessen hat Herr Hopi bei derart populären Veranstaltungen hin und wieder mit allen erdenklichen Tücken des Alltages zu kämpfen, die dem aufmerksam beobachtenden Hopi mal mehr, mal weniger peinliche Momente bescheren... Denn daß sie jedes Jahr aufs Neue mit von der Partie sind, daran wird routinemäßig schon gar nicht mehr gezweifelt!
Sei es ein schwindelerregend tiefer Ausschnitt seiner Partnerin Miss Foster oder eine vergessene Brille zum Vorlesen des Gewinners für die beste Screenplay-Adaption (1991), eine etwas mißglückte Umarmung mit Kathy Bates (1992), eine ein wenig übertriebene Geste der Höflichkeit, der guten Emma beim Tragen der frisch erstandenen Statuette behilflich zu sein (1993) oder aber auch ein wahrhaft goldiger Verhaspler bei der Oscar-Vergabe für den besten ausländischen Film: "The category is f-sch-fs-sisf-foreign language film" (1994) - all diese Patzer sind dem Hopi im Laufe der Jahre regelrecht ans Herz gewachsen, doch im Vergleich zur Spitzenleistung 1995 können sie nur schwerlich mithalten!
Erstmals stutzig wurde man bereits bei Sir Anthonys Einmarsch in die Arena: Die Kulisse bewegt sich langsam zur Seite, die Musik ertönt... ertönt.... ah, und endlich macht Mr. Hopkins Anstalten, auf der Bühne zu erscheinen. Doch HALT!, irgendwer oder -was hält ihn noch auf, entweder ein Nagel, der ihm den Anzug so herrichtet, wie wir ihn später noch zu Gesicht bekommen werden, oder aber es ist der Regieassistent, der noch einmal vorsichtig nachfragt, ob Tony tatsächlich allen Ernstes beabsichtige, mit dieser allseits zwar weniger beliebten, doch dafür inzwischen um so vertrauteren Spießbürger-Brille vor einer Milliarde Menschen zu erscheinen...
Wie dem auch sei, Tony läßt sich durch nichts und niemanden beirren und meistert die Überspielung der sich soeben gerade zu einer Panne entwickelnden Situation gekonnt mit einer Verbeugung nach alter Theatermanier. Zuvor wird gewohnheitsgemäß noch ein prüfender Blick auf die Deckenbeleuchtung geworfen, schließlich ist ihr Check-up doch mit Abstand das wichtigste, was es bei einem Fernsehauftritt solcher Größenordnung zu beachten gibt, da sind wir uns doch wohl alle einig. Und selbstverständlich geht dies auch nur in Begleitung einer speziellen Kiefer-Muskulatur-Dehnungsübung, die uns verdächtig an eine von Tonys jüngsten Rollen erinnert... Schnell noch die Brille zurechtgerückt, und zwar in der Form, wie wir es seit A Change of Seasons wahrhaft vermißt hatten.
Da fällt es auch nur dem geübten Hopi-Auge oder möglicherweise einem Modefanatiker auf, daß sich am unteren Rand seines Jacketts das Futter herauszwängt und in Beulen an der frischen Luft baumelt. Wie war das? "Best Dressed Man of the Year"?? Muß lange her sein...
Mr. Hopkins schreitet also mit ungebrochenem Selbstvertrauen auf das Podium zu und veranstaltet zunächst wie alljährlich einen Mikrotest. Doch diesmal nicht nur mit dem obligatorischen "Good evening" (wahrscheinlich besitzt er die Urheberrechte dafür, traut sich doch sonst niemand, derartige Höflichkeiten abzulassen...), sondern 1995 ist definitiv etwas Besonderes. So fünf Jahre vor der Jahrtausendwende kann man sich es schon leisten, einmal recht ordentlich um den Globus zu husten.
Charmant und ein wenig ironisch wird nun die Einleitung der eigentlichen Vergabe vorgetragen, wobei (wir kennen die Situation schon aus der Vergangenheit) der Satz: "...and the nominees are..." trotz vorheriger Muskulatur-Exercise unweigerlich zu einer Kiefersperre führt, deren Tücke ja bekanntlich darin besteht, daß man Schwierigkeiten beim Schließen des Mundes hat... Mr. Hopkins scheint dabei solche Anstrengungen durchleben zu müssen, daß er im folgenden mit nicht unerheblichen Atembeschwerden zu kämpfen hat. Bei der Präsentation der letzten Nominierungen für das beste Original Screenplay sieht er sich zudem vor die Schwierigkeit gestellt, einen verfänglichen Namen wie Krzysztof (auch bekannt als Christoph) es ist, gleich zweimal zum besten geben zu müssen, was dann jedoch bei aller Professionalität ein paar kleinere Verschnaufpausen unumgänglich macht.
Nach außen völlig cool, innerlich aber total aus der Puste, schafft man es noch, recht leger den alles entscheidenden Umschlag zu öffnen. Doch mit dem Vorlesen der Gewinner scheitert Tony letztlich, und dies ist ein besonders ärgerlicher Patzer, hatte er es doch gerade vorhin noch ordentlich über die Lippen gebracht, dieses verflixte FULP PICTION, äh, will sagen: PULP FICTION!!
Nun ja, jetzt, wo die von allen bereits seit dem Anfang erwartete Panne endlich hinter uns liegt, ist ein befreiendes Lachen doch wahrlich eine Medizin und für Tony, der auch kräftig mitlacht, der Retter der Situation. Einfach schön, wie er sich freut, die Zunge (wem auch immer...) rausstreckt, in die Hände klatscht und sich die Brille zurechtrückt. Doch entgegen der Annahme, dieser kleine Zwischenfall hätte eine entspannende Wirkung auf unseren Smarty mit Hornbrille gehabt, kommt seine Nervosität hiernach besonders durch seine Vorliebe für einen bestimmten Buchstaben - es ist das A - zum Ausdruck. Wo auch nur irgend möglich, wird dieser Buchstabe zwischen die Wörter seiner Präsentation verfrachtet, egal, ob es besonders bei den Aufzählungen der nominees mit der Zeit etwas eintönig zu klingen beginnt. Ja, man könnte fast glauben, das A müßte den Oscar für die beste Screenplay-Adaption gewinnen, weil es bei allen Nominierungen dabei ist! Dem ist jedoch leider nicht so. Leider, weil schon wieder Forrest-ich-kann-es-nicht-mehr-hören-Gump am Absahnen ist. Was im übrigen auch Tony zu mißfallen scheint, liest er doch den Gewinner mit einiger Gleichgültigkeit vor und geht offenkundig wesentlich wichtigeren Dingen nach, wie z.B. der ordentlichen Ablage des Umschlags auf dem Podium...
Man sieht also, der Oscar '95 war ein Auftritt der unfreiwilligen Witze, die zusammen mit den gewollten ("Would you like to buy a monkey?") und einem verschmitzt-bissigen David Letterman über das Inferno des Doppelsiegers Tee Punkt Hah Punkt hinwegzukommen, ihr Bestes gegeben haben.

© 1995 by Krisl
(Hopkins Files Nr.13)

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