Shadowlands
Shadowlands - Ein Geschenk des Augenblicks

GB / USA 1993
Regie: Richard Attenborough / Produktion: Richard Attenborough & Brian Eastman / Kamera: Roger Pratt / Musik: George Fenton / Drehbuch: William Nicholson nach seinem gleichnamigen Bühnenstück
Mit: Anthony Hopkins (Jack/C.S. Lewis), Debra Winger (Joy Gresham), Edward Hardwicke (Warnie Lewis) u.a.

Liebe über den Tod hinaus

Sicherlich hat sich schon so mancher Mensch bewußt gemacht, dass unsere Spezies ihre Zeit auf Erden nicht voll ausschöpft. Letzten Endes ist ein irdisches Leben nicht wirklich lang, umfaßt im Durchschnitt circa 70 Jahre. Und es ist keine Ausnahme, dass "leere" Tage am Menschen nur so vorbeirasseln, Tage in denen er nichts Wichtiges auf die Beine stellt, sondern nur einer monotonen Arbeit nachgeht, die ihn zwar ernährt, aber nicht erfüllt und sich danach zum Beispiel von den gewöhnlichen Vulgaritäten des Fernsehens berieseln läßt - ohne jedoch seinen eigenen Geist zu sehr zu bemühen und der Muse des konstruktiven Denkens nachzugehen. Manche Menschen nennen dies "Alltagsleben", andere sind ein wenig bissiger und betiteln es als "Zeitverschwendung", während ganz verbitterte Köpfe dieses Vorbeirauschen der Zeit und somit auch des Lebens "lebloses Überleben" schimpfen möchten.
Doch es gibt eine Wohltat, die imstande ist, auch den tristesten, noch so verschwendet erscheinenden Alltag wieder aufzufrischen und mit einem ultimativen Sinn zu versehen: DIE LIEBE!
Was ist das menschliche Leben schon ohne die Liebe, die uns mit einem wohligen Gefühl erfüllt, uns manchmal ein Kribbeln in die Magengegend setzt, uns nach dem geliebten Geschöpf verzehren läßt und uns leider auch so manches Mal in Leid versetzt?
Das Leben wäre ohne die Liebe ein graues Gestell eines zweckfreien Kampfes, den der Mensch sowieso immer wieder verlieren muß: Der Tod - der jeden Menschen ereilt - holt jeden Kämpfer irgendwann einmal ein. So ist es nun einmal und anders soll es anscheinend auch nicht sein.

Genau bei dieser etwas schwierigen und emotionalen Thematik setzt Shadowlands, das nicht unbekannte Drama von Richard Attenborough, an: Was für eine Bedeutung hat das menschliche Leben, ohne einmal wahre Liebe empfunden zu haben? Und: Wieso lieben, wenn der Verlust des Partners so unendlich weh tut?
Doch mit der Bezeichnung Drama ist der Film Shadowlands noch längst nicht in das passende Genre gepackt. Vielmehr gleicht das Schauspiel einem gelungenen Mix von Komödie und Tragödie, besitzt zwischendurch aber auch noch leichte Züge eines Musicals. Einigen wir uns also auf die Bezeichnung "musikalisch-komödiale Tragödie", denn letzten Endes ist es das Tragische, das in diesem Film dominiert, das, was den Zuschauer packt, mitreißt und ihn auch längere Zeit nach dem Ende erst einmal nicht wieder loslassen will, sondern ihn zum Nachdenken anregt.

Grob kann man Shadowlands in zwei Partien unterteilen: In einen komödiantischen und in einen tragisch-emotionalen. Denn es ist schon lustig anzusehen, wenn die US-Amerikanerin und Schriftstellerin Joy Gresham (Debra Winger) mit all ihrem Charme, Witz und vor allem ihrer Schlagfertigkeit in das Leben des englischen Collegeprofessors und erfolgreichen Kinderbuchautors C.S. "Jack" Lewis (Anthony Hopkins) hineinplatzt. Das erste Mal begegnen sich die beiden zusammen mit Jacks Bruder Warnie nach Verabredung in einem feinen englischen Café, bei der die Amerikanerin - in britischen Augen - schon eine Todsünde begeht: Sie schreit laut in die Gesellschaft, um den Tisch ausfindig zu machen, an dem ihre Verabredung sitzt. Genauso belustigend und erfrischend wirkt auch ihre Art mit C.S. Lewis umzugehen: Lewis, der sonst nur wenig Widerspruch und Kampfbereitschaft gewohnt ist, erfährt in dieser Frau eine gleichwertige Partnerin für geistige Auseinandersetzungen, die auf jeden Kommentar von ihm einen gleichwertigen Gegenkommentar beizusteuern weiß.
So nähert sich Jack vielleicht gerade wegen ihrer Stärke immer mehr an Joy Gresham an, lädt sie und ihren Sohn zu sich nach Hause ein und heiratet sie später sogar, rein "technisch", damit die Frau in England bleiben kann. Doch all die Annäherung schlägt sich letztendlich nur in einer guten, aber wenig emotionalen Freundschaft nieder.
Anders und weniger komisch und humorvoll, dafür aber sehr tragisch und extrem gefühlvoll geht es weiter: Nachdem Joy schon eine Zeitlang unter starken Schmerzen in den Beinen gelitten hat, bricht sie eines Tages einfach weg - bei dem Versuch einen Telefonanruf von Jack anzunehmen. Die tragische Diagnose lautet: Knochenkrebs im fortgeschrittenen Stadium - Joy hat nur noch kurze Zeit zu leben. Jack, der sich nun darüber bewußt wird, dass er für die Frau mehr als nur freundschaftliche Gefühle empfindet, versucht nun, das Beste aus der verbleibenden Zeit zu machen. Doch so schön die Zeit des Genießens auch sein mag, so kurz ist sie auch, und am Ende muß er versuchen, seine Geliebte loszulassen.
Schlagartig und völlig unerwartet zeigt uns dieser Film etwas. Und zwar, dass der Tod uns schlagartig und völlig unerwartet treffen bzw. anklopfen kann. Für Jack ist die Krebs- und Todesdiagnose, die Joy trifft, das Ereignis, das ihm endgültig die Augen öffnet. Schon zuvor warf er ihr scheue aber begierige und glückliche Blicke hinterher, nun aber erkennt er, dass er seine innere Sehnsucht nach außen kehren muß. Es heißt nun, die kurze Zeit, die noch übrigbleibt, intensiv zu nutzen, als großes Glück für den Augenblick, das sich später mit dem Schmerz des Verlustes die Waagschale hält.
Auch wenn an manchen Stellen vielleicht ein wenig zu stark auf die Tränendrüse gedrückt wird und der arme Jack einmal zu oft die Qualen des Verlustes empfinden muß, dann nämlich als er mit Joys Sohn Douglas auf dem Speicher hockt und all seine Trauer hervorbricht, so ist Shadowlands ein herrlicher Film mit passender choraler, wenn auch sehr trauriger Musik.
Die intensive Wirkung des Filmes, der den Zuschauer dazu anregt, über das eigene Leben zu reflektieren und durch Wortwitz und Szenencharme verzaubert, liegt neben einem tollen Script und guter Regiearbeit auch an zwei grandiosen Hauptdarstellern.
Debra Winger und Anthony Hopkins gehen wirklich glaubhaft als spät zusammengefundenes Liebespaar durch und spielen sowohl ihre gegenseitigen "Neckerei"-Szenen zu Beginn als auch die schwierigen Abschieds- und Verlustszenen am Ende sehr überzeugend. So glaubwürdig, dass dem Zuschauer ein Schauer über den Rücken läuft, als Joy glucksend ihre letzten Worte spricht, um danach langsam dieser Welt zu entgleiten, und Jack daraufhin in herzliche Liebesbeteuerungen und anschließend in schmerzhafte Trauer verfällt. So wie Jack im Laufe des Filmes eins von Joys Gedichten als "anrührend" bezeichnet, so kann man auch diesen Film derart teilcharakterisieren. Doch damit ist es bei weitem nicht getan...
Eins ist dieser Film aber auf jeden Fall: Sehenswert!

© 2002 by Nadine S.

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